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Die Berggeister des Greifensteins beschenken einen Wandersmann

(Zu Nr. 537.)

  Erzgebirgischer Bote, Zwickau 1809, S. 70.

Es zog einst aus den Ebenen von Sachsen ein Wandersmann ins Gebirge, von da hinab zu steigen in die gesegneten Auen von Böhmen. Unkundig des Gebirges verlor er den Heerweg und betrat, unwissend wohin er geraten möchte, einen stark befahrenen Kohlenweg, der nach einer Meilerstätte des Freiwalds führte. Die Nacht war im Anzuge und die Angst des Wanderers groß. Im blassen Scheine des Mondes durchzog er den Wald, durchspähete sorgsam jede Rodung und horchte leise atmend auf das Bellen der Hunde, welches die Abendluft aus der Ferne herüber trug. Den Tönen nach zog er, als plötzlich eine kleine Geistergestalt ihm entgegen trat und ihn aufforderte, ihr zu folgen. Ihr Weg ging nun über Stock und Stein und fand endlich an den Felsen des Greifensteins sein Ziel. Kaum waren sie durch eine daselbst befindliche Höhle eingetreten, als sich auf einmal ein ungeheures Gewölbe dem staunenden Wandrer öffnete. Seine Wände schienen von Silber, seine Tische von Gold zu sein. Aus tausend goldenen, mit Edelsteinen besetzten Leuchtern, in denen die Strahlen der Lichter sich unzähligemal brachen, strömte ein überirdischer Glanz über das ganze Gewölbe. Eine lange, köstlich besetzte Tafel zog sich in demselben herab und war mit ehrwürdigen Männern umgeben, die sich an den aufgetragenen Speisen sättigten. Ein Diener lud ihn ein, sich zu setzen und ein anderer brachte ihm schon, indem jener noch sprach, Speisen von der langen Tafel. Da endlich der Wanderer davon genoß, ward er zusehends erquickt und fröhlich und gutes Muts. Die ehrwürdigen Berggeister aber freuten sich sichtbar über ihn und befahlen den Dienern, ihm den Reisesack zu füllen, den er bei sich hatte. Mit herzlichem Danke schied er darauf von seinen Wirten. Als er aber im Scheine des Mondes und nach einer ungeduldig durchwachten Nacht bei den ersten Strahlen der Morgensonne seinen Sack aufthat, blitzten ihm die Goldgeschirre und Edelsteine entgegen, deren Glanz ihn schon im Gewölbe in Erstaunen gesetzt hatte. Zum Überfluß hatten ihn die gütigen Berggeister hart an die Straße gebracht, auf welcher er fröhlich gen Böhmen zog. Später siedelte er sich ohnweit des Freiwaldes an und lebte in einem ruhigen Genusse seines Reichtums bis in ein spätes Alter.

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