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Der Räuber Hartenkopf bei Zelle ist kugelfest
Gräße, Sagenbuch d. K. S., No. 362.
Im Zellwalde bei Kloster Zelle und zwar besonders in dem alten Gemäuer, welches gemeine Leute für den Stadel eines alten Nonnenklosters ansehen, hatte sich ein Fleischer, namens Hartenkopf aus Siebenlehn, festgesetzt und beschlossen, hinfüro von Raub und Mord zu leben, weswegen die Leute den Fußweg, der von Siebenlehn nach Roßwein führt, nicht mehr sicher wandeln konnten, noch wollten. Weil sich nun dieser Schnapphahn nicht nur am Leibe festgemacht, sondern auch mit Geschütz und Gewehr versehen, also daß allen denen, so ihm zu nahe kommen würden, der Tod drohte, konnten die aufgebotenen Landgerichte und Amtsunterthanen, weil jeder für seine Haut fürchtete, wenig schaffen, bis endlich eine von Roßwein aus kommandierte kurfürstlich sächsische Korporalschaft vom Leibregiment zu Roß dieses Raubnest ersprengte, und weil die bleiernen Kugeln an dem Räuber nirgends haften wollten, haben sie endlich noch mit einem eingeladenen silbernen Knopfe den Zauber gelöst und den Leib zugleich mit gefällt.
Anmerkung: Die durch Hülfe des Teufels erworbene Kugelfestigkeit besteht nicht gegen einen geerbten silbernen Knopf. Von einem solchen wurde der Stadtkommandant Bruse von Greifswalde, auf welchen mehr als zwanzig schwedische Kugeln erfolglos abgeschossen worden waren, getötet. (Temme, Pommer'sche Sagen, No. 244.) Ebenso erzählt eine Sage, wie der Reitknecht König Augusts des Starken den seinen Herrn verfolgenden Husaren durch einen silbernen Knopf niederschoß. (Johannes-Album, Chemnitz 1857. 2. T. S. 181.) An die Stelle des silbernen Knopfes treten auch silberne Kugeln. Nach einem rumänischen Volksliede konnten den Freischarenführer Pintye nur drei silberne Kugeln, drei Maß Frühjahrsroggen und drei Nägel von einem Frühlingsfohlen verwunden. (Jahrbuch des Ungarischen Karpathen-Vereins XII., S. 87.)
Quellen:
- Dr. Joh. Aug. Ernst Köhler:Sagenbuch des Erzgebirges, Verlag und Druck von Carl Moritz Gärtner, 1886.