Von den kleinen Lutki
Jetzt ist es aber an der Zeit, ein Volk vorzustellen, das wegen seines Zwergenwuchses oft unterschätzt wurde. Es sind die Lutki, kleine, freundliche Wesen, die winzigen Menschen gleichen und keinem Böses tun. Sie wohnen in Höhlen, im Wald, unter Bäumen, immer im Erdboden versteckt. Dort führen sie ihren Haushalt. Wenn die Menschen im Spreewald kleine Töpfe und Vasen finden, dann ist klar: Das sind Geräte der Lutki.
Gelegentlich borgten sie sich auch Haushaltsgegenstände bei den Menschen. Dann redeten sie in ihrer eigenen seltsamen Sprache, in der alles verneint wird „Wir wollen nicht euren Nichtbackschieber, wir wollen euch dafür auch nicht bringen unser neugebackenes Nichtbrot“. Sie bekamen natürlich den Backtrog und den Brotschieber oder den Backtrog, und es dauerte nicht lange, dann brachten sie alles wieder zurück. Die Lutki liebten Musik, Gesang und Tanz und hielten mit den Menschen Freundschaft. Manchmal aber trieben sie Schabernack - sie versteckten dem Bauern die Harke oder machten die Sense plötzlich stumpf. Kurz - immer, wenn man sich etwas nicht erklären konnte, gab es nur eine Antwort: Das waren die Lutki! Ganz früher sollen sie auf der Erde gewohnt haben. Aber als mit dem Christentum auch die Kirchenglocken ins Lausitzer Land Einzug hielten, konnten die Lutki den harten Klang der Glocken nicht ertragen und flüchteten ins Erdinnere.
Sie würden die Lutki gern einmal sehen? Dann fahren sie nach Lübbenau, hier auf dem Marktplatz steht ein „sagenhafter“ Brunnen mit den putzigen Lutki. Oder sie fahren nach Burg in den Kultur- und Sagenpark, hier sind neben den Lutki weitere Sagenfiguren des Spreewaldes zu sehen. Ganz ausgestorben sind die Lutki im Spreewald nicht! Es gibt eine Reihe von „Lutki-Kitas“. Und immer wenn es Feste im Spreewald gibt sind die kleine Lutkis der Kitas bei kleinen Programmen oder bei Festumzügen wie z. B. in Burg zu sehen.
Quellen:
- Quer durch Brandenburg, Ferienzeitung, 2017
- Aufgespürt und aufgeschrieben vom Radduscher Ortschronisten Manfred Kliche im Vettschauer Mitteilungsblatt 10/2021