Die Sage vom Schlangenkönig

Die Schlangen und das Haus Lynar lebten seit alter Zeit auf einem guten Fuße. Ein Kaufmann aus Lübbenau, den es Tag und Nacht quälte, wie er recht reich werden könnte, hörte von dem Schlangenkönig sprechen, der täglich im Parkgarten erschiene und auf dem schönen Rasen desselben sich zu sonnen liebe. Wer dessen Krone habe, der werde unermesslich reich. Das ging dem Kaufmann zu Herzen. Er beschloss, die Krone zu rauben, koste es was es wolle. Oft schlich er sich in den Garten und sah das schöne Tier im Grase liegen. Aber der Schlangenkönig, als ahne er Gefahr, duckte sich in das Grün des Rasens nieder, so oft er den Kaufmann sah. Da bat dieser um die Erlaubnis, auf dem Schlossrasen ein Stück Leinwand bleichen zu dürfen und breitete das weiße Gespinst auf dem sonnigen Platz aus.

Als der Schlangenkönig mit seinem Gefolge wieder erschien, um an alter Stelle Hof zu halte, war auch der Kaufmann da. Er saß auf einem kleinen schwarzen Pferd verborgen hinter dem Buschwerk des Parks. Die Sonne schien hell auf das weiße Linnen, und der Schlangenkönig glitzerte darauf in seiner Pracht. In diesem Augenblick brach der Kaufmann aus deinem Versteck hervor. Während sein linker Arm den Hals des Pferdes umklammerte, fuhr er mit der Rechten dicht über dem Erdboden und riss dem Schlangenkönig die Krone ab. Im nächsten Augenblick war er verschwunden. Der Kaufmann wurde reich - aber Lübbenau arm. Der Schlangenkönig und sein Gefolge kamen nicht mehr in den Park. Die Lynars mühten sich, wieder gutzumachen, was die Habsucht jenes Kaufmanns verbrochen hatte. Man schonte den Rasen und pflegte mit Vorliebe jene sonnigen Stellen. Noch heute sieht man im Spreewald an vielen Häusern gekreuzte Schlangen mit gekrönten Häuptern an den Giebeln. Der Brauch stammt von den Wenden.

Einst galt die harmlose Wassernatter als Schutzgeist jeden Hauses.

Quellen: