Das Zauberbuch
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880
Zu Anfang dieses Jahrhundert (19. Jh.) wohnte am Schlossberge bei Burg ein gewisser Bauer. Die Bewohner von Burg und Umgebung versicherten, dass er im Besitz eines Charakters sei, und dass er heimlich Zauberei betreibe.
Als der betreffende Bauer eines Tages auf dem Felde arbeitete, suchte sein Sohn das Zauberbuch hervor, um darin zu lesen. Als er mehrere Seiten gelesen hatte, kamen gräuliche Ungetüme aller Art zur Tür und den Fenstern herein, besonders viele Hasen; auch Krähen und andere Vogel kamen angeflogen.
Während das im Hause geschah, fühlte der Vater auf dem Felde eine plötzliche Unruhe und Angst. Er lief so schnell er konnte nach Hause, riss die Tür auf und sah dort mit eigenen Augen, was sein Sohn angerichtet hatte. Sogleich nahm er das Buch zur Hand und las alle Stellen, welche sein Sohn gelesen hatte, rückwärts. Als er so las, verschwanden alle Ungetüme wieder, die Krähen flogen davon, und die Hasen sprangen wieder zur Türe hinaus. Seinen Sohn aber verbot er, das Buch je wieder in die Hand zu nehmen.
Quellen:
- Aufgespürt und aufgeschrieben vom Radduscher Ortschronisten Manfred Kliche im Vettschauer Mitteilungsblatt 02/2020