<<< zurück | VII. Wehrwolf, Zauberer, Teufel, Irrlichter, Seelen | weiter >>>
Im Floswiger Kirchenstumpf
Nicht weit von dem Städtlein Wenings stand ehedem ein Pfarrdorf, das hieß Mosbach und existiert nicht mehr. Man nennt den Ort, wo seine Kirche gestanden hatte, und sich noch Mauerreste zeigen, den Floswiger Kirchenstumpf. In der Gegend des Chores sollen allerlei Kostbarkeiten unter der Erde liegen. Allemal aber, wenn in Wenings die Kinder konfirmiert werden, jedes siebente Jahr am helllichten Tag, sieht man dort ein Kind in weißem Gewand mit goldgelbem, lockigen Haar sitzen und hört es gar jämmerlich schreien. Das ist vor Zeiten von seiner grausamen Mutter dort ums Leben gebracht worden. Mitunter sieht man auch dort Wäsche ausgebreitet, die hängt in der Luft auf den Sonnenstrahlen.
Quelle: Oberhessisches Sagenbuch, Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald; Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873