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Der Tanzteich
Bei Niedersachswerfen, am wolfleber Wege, liegt dicht am Fuße des Mühlberges ein Teich, der Tanzteich genannt, an dessen Stelle ehemals eine Schenke gestanden hat. In diesem Wirthshause wurde alle Sonntage getanzt, schon bevor am Nachmittage der Gottesdienst zu Ende war. Als dies das erste Mal geschah, kam ein Gewitter und schlug in einen Baum ein; als es das zweite Mal geschah, kam das Gewitter wieder und donnerte, daß die Balken des Hauses krachten und die Erde erbebte. Als es das dritte Mal geschah, schickte der Herr ein Wetter, welches das Haus mit allen Musikanten und Tänzern in die Tiefe schlenderte und an die Stelle trat der Tanzteich, der über sechs Morgen im Umfange haben soll. In diesem Teiche lebt ein Ungethüm, das ein fremder Wasserspringer einst heraufholen wollte, aber nicht aufzufinden vermochte. Dagegen sah eine Frau oben vom Rande des Mühlbergs, wo er jählings gegen den Tanzteich abfällt, einstmals ein Geschöpf mit menschlichem Antlitz und langen schwarzen Zotteln wie ein Pudel sich über das Wasser emporheben. Im Jahre 1815 ging auch das Gerücht, daß das Ungethüm sich zeige. Jemand, der es damals gesehen, hält es aber für eine Rudel Fische, vielleicht Schleien, wenigstens schien die Masse sich selbständig fortzubewegen. Andere erklärten es für ein Bündel Schilf oder andere Wasserpflanzen. – Nahe beim Tanzteich ist das Ziegenloch, dahinein soll das Wasser aus dem Tanzteich strudeln.
Es wird auch erzählt, daß zu Nordhausen einst ein Schwarzkünstler mit Namen Wildtverer war, der stellte sich, als fräße er einen Bauern aus mit Wagen und Pferden. Der Bauer mit Pferd und Wagen wurde aber nachher einige Meilen Wegs von Nordhausen entfernt in einem Sumpf gefunden. Doch ist der Tanzteich hier schwerlich gemeint, da er nicht Meilen weit von Nordhausen entfernt ist.
Quellen:
- Sagen des Ober-Harzes und der Gegend von Harzburg und Goslar bis zur Grafschaft Hohenstein und bis Nordhausen, gesammelt und mit Anmerkungen herausgegeben von Dr. Heinrich Pröhle., 1853, Brockhaus Leipzig;