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Die Osterjungfrau - 6.Sage
Einstmals hat sich eine große Menge junger Leute zusammenrottirt, um nach dem Schatze, der in der alten Burg stecken soll, zu suchen. Ein Müller, der noch nicht lange todt oder vielleicht noch am Leben ist, damals noch ein unbesonnener kecker Bursche, ist auch mit dabei gewesen. Nachdem sie lange gegraben, kamen sie endlich in einen großen Kellerraum, der weit hineinging unter den Berg. Wie sie am Ende des Kellers waren, gruben sie wieder und kamen auch an einen großen Kasten. Der Müllerbursche ist einer von Denen gewesen, die den Kasten heraushoben. Wie sie damit schon fast in der Mitte der Höhle waren, erschallte plötzlich hinter ihnen eine furchtbare Stimme: Halt! so nicht! Einen von euch muß ich zum Opfer haben! Da ließen sie den Kasten fallen und stürzten nach dem Ausgange des Kellers zu. Da schrie der Teufel: Nehmt das Geld! gebt mir Einen, den da mit dem rothen Kamisol! Das ist gerade der Müllerbursche gewesen und er war der Letzte. Indem hatte er ihn schon beim Kopfe, aber gerade wie er ihm denselben umdrehen wollte, besann sich der Bursche noch, daß er schrie: Nein Teufel, mich sollst du nicht haben! und dazu ein Kreuz machte. Da warf ihn der Teufel zum Loche hinaus. Seit der Zeit hat dem Müllerburschen beständig das Gesicht nach der Schulter gestanden. Aber in den Keller hat sich seitdem Niemand hineingewagt.
Quellen:
- Sagen des Ober-Harzes und der Gegend von Harzburg und Goslar bis zur Grafschaft Hohenstein und bis Nordhausen, gesammelt und mit Anmerkungen herausgegeben von Dr. Heinrich Pröhle., 1853, Brockhaus Leipzig;