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Die lerbacher Zwerge - 1.Sage

Es ist noch gar nicht lange her, daß die Zwerge durch das Bergdorf Lerbach » durchmarschirten«. Wohin sie zogen, wußte man mir nicht zu sagen. Aber sie verwechselten viele Kinder mit Wechselbälgen, und darum waren dort noch vor einiger Zeit viele verkrüppelte Menschen. Noch später aber scheint es geschehen zu sein, daß einzelne Zwerge sich dort aufhielten. Man hörte sie mit den Kindern reden, wenn diese allem in den Stuben waren. Einstmals ließ ein Kind den Zwerg in der Stube mit aus seinem Napfe essen, da hörte man draußen, wie der Zwerg mit sehr grober Stimme (auch der Teufel hat eine grobe Stimme) zu dem Kinde sagte: »Du moßt den Napp ok nich sau scheif holen.« Ein ander Mal hörte man, wie eine alte Zwergin einen Zwerg aus der Stube hinwegrief, weil seine Schwester krank geworden sei. Einstmal merkte eine Mutter zeitig genug, daß ihr statt ihres Kindes ein fremdes untergeschoben war. Da ließ sie den Scharfrichter Gosmann kommen; dieser erkannte, daß es ein Wechselbalg war und rieth ihr, sich damit vor ihre Hausthür zu stellen und es mit einer Gerte unbarmherzig zu schlagen. Das that die Frau und sogleich trat aus dem Walde gegenüber die Zwergin heraus, brachte der Frau ihr rechtes Kind und nahm das ihre mit in den Wald.

Unweit Lerbachs war es auch, wo einst Bergleute eine Anzahl Zwerge trafen, welche lustig und guter Dinge ihre Mütze (sie hatten zusammen nur Eine Nebelkappe) in die Luft warfen. Befragt nach dem Grunde ihrer Fröhlichkeit, sagten sie, daß sie nach Osterode zu einer Hochzeit gingen. So wollten sie auch mitgehen, sagten die Bergleute. In Osterode stellten sich die Zwerge in der Nähe des Hochzeithauses auf. Ein Zwerg nach dem andern aber setzte die Mütze auf, ging in das Haus und aß sich, ohne von den Menschen bemerkt zu werden, von den Hochzeitschüsseln satt. Da nahmen ihnen die Bergleute ihre Mütze weg, gingen auch Einer nach dem Andern in das Haus und aßen von den Hochzeitschüsseln. Da merkten die Hochzeitgäste denn doch mit Erstaunen, wie die Speisen verschwanden, konnten aber die Bergleute nicht sehen. Endlich aber wurde ein Bergmann so übermüthig, daß er sich sehr unnütz machte in der Hochzeitstube. Da stürmten die Zwerge herein, rissen ihm die Mütze vom Kopfe, eilten damit hinweg und ließen den Bergmann, der sich unnütz machte, vor Aller Augen in der Hochzeitstube stehen.

Quellen: