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Kaiser Heinrich und die Vogelsteller - 1.Sage

An Heinrich I. erinnern bekanntlich noch zahlreiche Vogelherde auf dem Harze, an deren jedem er die Kaiserkrone empfangen haben soll. Von dem Vogelherde, genannt: der Kaiser Heinrich, bei Schulenberg auf dem Oberharz erzählte mir ein Vogelsteller auf Klausthal: »Dort hat Herr Heinrich gerade Vögel gefangen, da ist Extra gekommen, daß er zum deutschen Kaiser erwählt sei. Herr Heinrich wäre aber lieber bei seinen Vögeln geblieben.« Ausführlicher erzählte der Schmied, der jetzt in der tiefsten Waldeinsamkeit auf Kaiser Heinrich wohnt und das Vogelstellen nur nebenbei betreibt: »Der Kaiser Heinrich hat gar viele Finkenherde auf dem Harze gehabt, auch Holztaubenherde in den Thälern, deren hier herum noch immer neue aufgefunden werden, welche alle vom Kaiser Heinrich herrühren. Hier aber ist ihm die Kaiserkrone angetragen und da, wo in meinem Garten die Vertiefung ist, hat seine Bucht (Vogelhütte) gestanden. Von Abend her ist er gezogen gekommen, ehe er diese Stelle entdeckt hat, und hat das Wasser im schulenberger Thal im Vorbeiziehen wegen seiner Klarheit das weiße Wasser getauft, welchen Namen es noch bis auf den heutigen Tag führt. Wo jetzt mein Haus steht, hat er seinen Pferdestall gehabt, und auch ein kleines Stübchen daneben, worin er sich mit seiner Frau aufhielt, wenn er hier war. Von diesem Stalle lag noch eine alte Schwelle dort, daraus habe ich mir eine Zither gemacht, weil man zur Zither altes Holz am besten gebrauchen kann. Die habe ich mitgenommen, als ich nach Texas auswanderte, und glücklicher wieder heimgebracht als mein Vermögen, das ich dort einbüßte. (Er zeigte sie auch vor und spielte eine hübsche Weise darauf, wozu seine Frau ihr Kind auf den Armen tanzen ließ.) – Als die Reichsboten in diese Bergschlucht kamen, sahen sie die Bucht des Herrn Heinrich vor Wald nicht und mußten deswegen in das Horn stoßen, um ihn zu rufen. Da wurde ein Zug Finken verscheucht, welcher bereits im Netze war, das er eben hat rücken wollen. Darüber ist er anfangs sehr ungehalten gewesen und hat gesagt, die Krone werde ihm nicht so viel Freude bringen als dieser Zug Finken. Von der andern Seite ist eben auch Herrn Heinrich's Bruder gekommen und hat einen Wolf erlegt gehabt. Wäre die westfälische Regierung (!!) geblieben, so hatte sie vor, hier zum Andenken an diese Begebenheit ein Denkmal zu setzen.«

Quellen: