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Heinzelmännchen

Auf einem adligen Schloss wohnte vor längerer Zeit ein Heinzelmännchen, welches ganz vertraut mit der Familie lebte. Es trug ein rotsamtenes Röckchen und Perlstiefelchen und wo es ging und stand, da war auch Glück. Besonders zärtlich hing es an der jüngsten Tochter des Schlossherrn und hütete sie, wie man zu sagen pflegt, wie seinen Augapfel, tat ihr auch alles zu Liebe, was es ihr an den Augen ansah. Eines Tages kam ein junger Edelmann auf das Schloss, und als er das schöne Fräulein sah, entbrannte er in Liebe zu ihr, und sie erwiderte dieselbe. Da auch die Eltern nichts dagegen hatten, so sollte die Verlobung bald folgen. Das Heinzelmännchen hatte alles das mit Unwillen gesehen und sprach nun den Eltern wie der Braut zu, das dürfe nicht sein. Das Fräulein solle nicht heiraten, sondern ledig bleiben, wenn es nicht das Unglück der ganzen Familie auf seinem Gewissen haben wolle. Da wurden die Eltern wohl nachdenklich, das Fräulein aber bestand auf der Heirat und setzte seinen Willen leider durch. Von dem Augenblick an schlich Heinzelmännchen betrübt im Schloss umher. Es schien ganz lebenssatt zu sein, es riet noch immer ab, warnte immer ernstlicher. Aber da half alles nicht, der Hochzeitstag wurde festgesetzt. Als nun die Brautleute vor dem Altar standen und der Geistliche sie einsegnete, geschah plötzlich ein starker Schlag und vor den Altar fielen das Röckchen und die Perlstiefelchen vom Heinzelmännchen nieder. Seitdem wurde es nicht mehr gesehen, aber mit ihm war auch der alte Vorsput weg und blieb weg und die Familie kam nie wieder zu rechter Blüte.

Quellen: