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Die Wasserjungfrauen des Naundorfer Sees

  
  Luckauer Heimatkalender 1928

Um das Jahr 1840, als der See zwischen Lauchhammer und Naundorf noch malerisch von schönen Wiesen und herrlichen Eichenwäldern umgeben war, erschienen von Zeit zu Zeit in Bockwitz die Wasserjungfrauen des Sees zum Tanz. Sie trugen grünseidene Gewänder mit funkelnden Edelsteinen besetzt und geschmückt mit weißen Teichrosen. Das blonde Haar, das offen herabwallend bis auf den Rücken reichte, war durchzogen mit goldenen Bändern, und auf dem Haupte selbst trugen sie eine Krone aus lauter Gold und Edelsteinen. Ihr Erscheinen erregte immer großes Aufsehen unter der tanzlustigen Dorfjugend. Besonders durch ihre anmutig aufgeführten Reigen waren sie gern gesehene Gäste. Aber so plötzlich wie sie erschienen, so plötzlich verschwanden sie auch wieder. Den jungen Bauernburschen aber hatten sie es angetan.

An milden Sommerabenden gingen sie hinaus, um im See ein Bad zu nehmen. Wähnten sie schon im leisen Bewegen des Schilfes ihren lieblichen Gesang zu vernehmen, so glaubten sie besonders in der tiefen Stelle nach dem Mittelhammer zu, ihr holdes Antlitz selbst schauen zu dürfen. Wehe aber, wer ihrer ansichtig wurde, um den war es für immer geschehen. Wenn die Kirchenglocken in Bockwitz recht traurig klangen, dann wußte man im ganzen „Ländchen„, daß durch die Tücke der Wasserjungfrauen abermals ein blühendes Menschenleben dahin war.

Als man nach vielen Jahren den See trocken legte, fand man wohl in der tiefen Stelle das Grab der Jünglinge, auch ein paar Günstlinge der Wasserjungfrauen in Gestalt riesiger bemooster Fische, sie selbst aber waren längst verschwunden. Das Pochen und Klopfen auf dem nahen Oberhammer und das Pfeifen der Lokomotiven dürften sie wohl nicht vertragen haben.

Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 2017. Nr. 8