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Der Nix in der Elster
Schriftenreihe „Die Schwarze Elster" sowie „Das Ländchen", Nr. 8, 1927; Lehrer Huth und O. Bornschein, Heimatkunde des Kreises Liebenwerda, 1907
Vor unendlich langer Zeit lebte einmal ein alter einsamer Nix in dem Flüßchen, das die Menschen hier "Schwarze Elster" nennen. Wer ihn mal gesehen hatte, dem fiel auf, daß sein Blick sehr unruhig war und daß er immer nach etwas Ausschau hielt. Seine Behausung hatte der Nix an der Stelle, wo sich der alte Binnengraben teilte, und eine Insel mit der alten und kleinen Burg des ebenfalls alten und einsamen Jaromir umfloß, und von der auch ein Wasserarm zur Schwarzen Elster führte. Obwohl seine Behausung noch nie von eines Menschen Fuß betreten wurde, erzählte man sich, daß sie den Eingang zu einem großen Palast unter Wasser darstellte. Nixen und Wassermänner können bekanntlich ja sehr alt werden und so kommen schnell mal ein paar hundert Jahre zusammen.
Viele Jahre vordem lebten auch noch seine drei Töchter bei ihm und wenn er jetzt jedesmal an sie dachte, wurde ihm das Herz so schwer. Es waren damals wirklich drei junge hübsche Nixen. Sie waren gar lieblich anzuschauen, wenn sie sich auf den Wellen der Fließe schaukelten oder gar am Ufer oder auf einem alten Baumstamm saßen. Als sie größer wurden, gingen sie oft zum Tanze in die nahegelegenen Orte. Jedoch jedesmal sagte ihr strenger Vater, daß sie immer vor Mitternacht zurück sein müssen, und wenn sie es nicht sind, so schließt sich die Tür zum Unterwasserreich und für alle Zeiten bleibt ihnen der Zugang versperrt. Die Tür ließ sich aber nur vom Unterwasserreich aus öffnen.
Es kam so, wie es auch bei den Menschen passiert. Die drei Nixen verliebten sich so schnell in drei junge kräftige Burschen, vergaßen dabei die Zeit und waren mit ihren Gedanken weit von der Wirklichkeit entrückt, als plötzlich die Mitternachtsglocke schlug. Sie sprangen zwar auf und liefen schnell zum Wasser, doch es war ja bereits zu spät…
Der Nix stand schon lange in der Tür seines Reiches und wartete auf seine Töchter. Da hörte er fern die Glocken schlagen, aber seine Töchter kamen nicht. Mit einen tiefen Donnergrollen und lautem Getöse schloß sich die Tür in die Unterwasserwelt, den Nix drinnen und die drei Nixen irgendwo da draußen lassend.
Traurig setzte sich der Nix in eine Ecke seiner Behausung und dachte an seine ihm für immer verlorenen Töchter. Wie lange er so da saß, wußte er nicht. Irgendwann stand er auf, und dachte daß es ein neuer Tag sein könne und ging an das Tageslicht. Schon von weitem sah er den Burgherren. Doch was war das? Der war ja alt, hatte einen langen weißen Bart und zum Gehen benutzte er einen Stock als Hilfe. Das bedeutete aber, daß inzwischen viele Jahre vergangen sein mußten. Doch was war aus seinen Töchtern geworden? Er beobachtete den alten Jaromir sehr genau und lange. Als dieser eines Tages dicht am Wasser auf einem Stein saß, faßte sich der Nix Mut und ging zum Burgherr hin. Sie kamen ins Gespräch, doch der Burgherr wußte nur das, was alle Menschen wußten. Gerade als die drei Nixen noch schnell in ihr Heim wollten, kam mit lautem Getöse eine große Flutwelle und riß sie mit sich.
Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 2017. Nr. 5