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Die Luttchen

  Sagensammlung von M. Rothe

Wehe dem Reisenden, der es nicht rechtzeitig schaffte, vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein, denn in der Nacht schlich allerlei Ungetier durch den Wald. Hexen und Zauberer, Kobolde und Gespenster lauerten schon auf die übermüdeten Kutscher und ihre Pferde, um sie zu erschrecken oder gar zu peinigen.

So war es auch als der Bauer M. aus einem Dorf unserer Region von langer Fahrt auf der alten Lüneburger Salzstraße nach Hause kam. Es war so etwa im Frühsommer und schon recht spät. Die Fahrt auf dem ausgefahrenen Waldweg war beschwerlich und die Pferde gingen müde und so beschloß der Bauer, eine kurze Rast einzulegen, damit die Pferde verschnaufen konnten.

Von Ferne hörte man ein Käuzchen rufen, doch plötzlich war es mit der Waldesstille vorbei. „Halloh! Holloh!“ hörte der Bauer es rufen und er dachte, es sei noch ein Wagen mit Reisenden in der Nähe und er rief: „Wer da? Ich komme mit!“ Doch wie er sich umsah entdeckte er kein Fuhrwerk, sondern drei kleine Männlein. Diese trugen alle Schnallenschuhe, lange Strümpfe, kurze Samthosen, ein Wams und auf den Kopf spitze Hüte mit einer breiten Krempe. Die hopsten und stolperten um den Wagen herum.

Da murmelte der Bauer ziemlich laut ein „Oh Gott, oh Gott, was ist denn das?“ Und dann wollte er ein Männlein ergreifen und auf einmal waren die drei kleinen Gestalten verschwunden. Jetzt wußte der Bauer, daß es die Luttchen waren, die auch vormals schon von anderen des öfteren gesehen wurden. Doch seit dieser Zeit hat sie kein Mensch mehr gesehen.

Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 2018. Nr. 12