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Der Nonnenstein bei Weißig

Gegenüber der Bastei befindet sich in der Nähe des Dorfes Weißig der sogenannte Nonnenstein, der sich wie ein vierseitiger, mehrere Stockwerke hoher Turm ohne Dach gerade in die Höhe erhebt und sich durch diese sonderbare Gestalt von allen übrigen Felsenhöhen unterscheidet. Auf seinem Gipfel ist eine Aushöhlung zu sehen, die einer Schale oder einer Schüssel ähnlich ist. Seinen Namen soll der Felsen daher haben, dass vor vielen Jahren eine Nonne täglich zu seiner Höhe heraufgestiegen sei, um hier oben ihr Gebet zu verrichten. Noch 1691, so erzählt die Sage, wallfahrte ein alter Mönch eben dahin. Er war in seiner Jugend mit einem jungen Mädchen versprochen gewesen. Als er aber einmal wahrzunehmen glaubte, dass seine Geliebte ihn hintergehe und ihre Liebe einem anderen Jüngling zugewendet hätte, löste er in schneller Aufwallung der Eifersucht den Liebesbund. Zu spät erkannte er, dass er einem Irrtum zum Opfer gefallen war. Kurze Zeit darauf traten beide in zwei nahegelegene Klöster ein, die nur durch die Elbe voneinander getrennt waren. Jeden Morgen bestieg nun die Nonne die nach ihr benannte Höhe und blickte sehnsüchtig zu einem jenseits der Elbe stehenden Felsen, dem sogenannten Mönchstein, weil sie glaubte, dass dort ihr früherer Geliebter stände, der zu ihr herüberblickte. Von beiden Klöstern ist nur noch weniges Gestein übrig, aber noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zeigte man die Zelle des Mönchs in den Ruinen.

Quelle: Oskar Ebermann, Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten, Verlag Hegel & Schade, Leipzig