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Wettermachen II

  Delrio disquis. mag. p. 747.

In der strasburger Diocese unweit Schlettstadt war eine Zauberfrau gefangen worden, die durch keine Martern zum Geständnisse ihrer Verbrechen zu bringen war. Da sagte man ihr endlich, der Castellan vom Schlosse, darin sie saß, sei verreist, und man führte drei von ihren Freundinnen zu ihr, welche sie ausfragen sollten.

Die versprachen ihr vollständige Freiheit, wenn sie ihnen bekennen wollte, auf welche Art und Weise sie ihre Zaubereien vollbracht hatte; aber das Zauberweib war gar klug und sprach: sie wäre unschuldig, deß man sie anklage, und es sei gar nicht schön, daß ihre Freundinnen kämen und sie verrathen wollten. Endlich aber fragte sie, was man denn von ihr wissen wollte, und da sprach eine von den drei Frauen: sie möchte gern wissen, wie man Unwetter machen könnte. Da sprach die Zauberfrau, das ist gar leicht, und wies auf eine Schüssel mit Wasser und sagte der Freundin, daß sie darin mit dem Finger rühren sollte, während sie selbst ihre Zauberworte murmelte. Und kaum war das geschehen, da erhob sich ein also greulicher Sturm mit Donner und Hagel und Regen, wie sich die ältesten Leute der Gegend nicht erinnern konnten, erlebt zu haben.

Quellen: