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Kind dem Teufel geopfert

  Sprengere Malleus II, qu. 1 c. 13.

Die Frau eines gewissen Bürgers erwartete ihr Kindbett, wollte aber von keiner Hebamme wissen, sprach, ihre Tochter, welche auch Hebamme war, könne helfen. Der Mann fand das gar sonderlich und um sich Gewißheit zu verschaffen, was dabei eigentlich zum Grunde läge, verbarg er sich in einem Winkel, von wo er Alles sehen konnte, was in der Frauen Kammer vorging. Da sah er denn greuliche Dinge, wie das Kind, kaum geboren, dem Teufel geopfert wurde. Das geschieht nun ges wöhnlich, indem man die Kinder unter Hersagung einer gewissen Formel in der Küche über dem Herde in die Höhe hebt; dem Kinde hier hatte die Tochter aber etwas angehangen, wodurch es ganz von selbst aufgehoben wurde. Als der Mann nun in die Kammer trat, drang er darauf, das Kind solle alsbald getauft werden. Zu dem Ende mußte man es in ein ander Dorf tragen, wo die Pfarrkirche stand, und der Weg dahin ging über eine Brücke. Als sie nun an die Brücke kamen, zog der Mann sein Schwert und hielt es der Tochter, die das Kind trug, entgegen, sprach, daß es Pathe und Pathin und noch andre Leute sahen und hörten: „Ich will nicht, daß du das Kind über die Brücke tragest, es soll allein hinüber, oder ich ersäufe dich in dem Wasser da. Hast du, schlechtes Weib, das Würmchen früher in die Höhe steigen lassen, dann kannst du auch machen, daß es nun ohne Jemandes Hülfe über die Brücke kommt.“ Da war das Mädchen wol gezwungen, zu gehorchen, denn andernfalls sah sie nur den Tod vor sich; sie legte also das Kind auf die Brücke und murmelte eine Beschwörung und flugs lag es auf der andern Seite des Wassers an dem Ende der Brücke. Nun gingen sie Alle weiter zur Kirche und nach der Taufe wieder nach Hause. Kaum aber war die Zeit der Reinigung der Wichnerin vorüber, als der Mann Frau und Tochter zugleich dem Gericht anzeigte, wonach Beide auch zugleich verbrannt wurden

Quellen: