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Teufel entführt den Jüngling

  Caesar. heisterbac. dial. mirac. V. c. 27.

Ein junger Lübecker hatte einen seiner Freunde, der aus Soest in Westphalen gebürtig war, zu einem Mädchen beschieden, welches, wie er sagte, in Liebe für den Soester glühte und um allen Preis ihm ihre Gunst schenken wolle. Als der Soester aber kam, fand er seinen Freund das Mädchen umarmend und darüber erzürnte er so sehr, daß er ausrief: „So führe mich der Teufel, der mich hierher gebracht, auch wieder weg!“ Kaum hatte er das Wort aus dem Munde, als er sich ergriffen und durch die Luft hinweggerissen fühlte über Häuser und Kirchen und die ganze Stadt hin, bis an einen See, wo es ihn fallen ließ; da hörte er noch eine Stimme, welche sprach: „Hattest du dich nicht gezeichnet, dann drehte ich dir nun den Hals um.“

Als er aus der schweren Ohnmacht, in die er gesunken war, wiedererwachte, spie er Blut und war außermaßen schwach und elend; doch sammelte er noch seine wenigen Kräfte und schleppte sich zu dem nahen See, wo er sein blutiges Angesicht etwas wusch. Noch ein Jahr nachher konnte er kein Glas in seinen Händen halten, so zitterte und bebte er.

Quellen: