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Ritter Walters Gesicht

  Caesar. heisterb. dial. mirac. XII. с. 5. 
  Quatuor nouissima cum multis exemplis pulcherrimis. Dauentriae 1489. bl. 52. v.

In einem Dorfe des Bonner Gebietes lebte ein Ritter mit Namen Walter; der war unserer lieben Frau gar zugethan und eine Ehre seines Standes. Dieser wurde einmal schwer krank.

Als er eines Tages allein im Bette lag, sah er den Teufel am Fußende stehen; der hatte ein Gesicht, wie eines Affen, und Hörner, gleich einer Ziege. Anfangs erschrak Herr Walter über die Maßen, doch er ermannte sich bald und fragte den Satan: „Wer bist du? Woher kommst du? Und was suchest du hier?“ Der Böse antwortete: „Ich bin der Teufel und komme, deine Seele zu holen.“„Mach dich dann nur auf und davon,“ sprach der Ritter, meine Seele bekommst du nicht; ich habe mich Christo befohlen.„ - „Wenn du mir folgen wolltest,“ fuhr der Teufel da fort, und mir dienstbar werden, dann solltest du nicht nur deine Gesundheit wieder bekommen, sondern ich würde dich dazu noch reicher machen, als einer deines Geschlechtes es ist. “- „Ich habe genug,“ antwortete Walter, und bedarf deiner trügerischen Güter nicht. Woher wolltest du denn wol die Schätze nehmen?„ - „Innerhalb deines Burghofes liegen deren unendliche verborgen,“ sprach der Teufel. Dies Gespräch hatte den Ritter ermuthigt und er fragte den Bösen: „Sage mir doch, wo ist die Seele Wilhelms, des Grafen von Jülich, der nur vor einiger Zeit starb? „Der Teufel fragte hinwieder: „Kennest du die benachbarten Schlösser Wolkenburg und Drachenfels?“ - „Die kenne ich, „sprach der Ritter, und der Bose fuhr fort: „Dann sage ich dir bei meiner Treue, wenn diese Schlösser nebst den Bergen, auf denen sie stehen, von Eisen wären und der Stelle nahe kamen, wo Wilhelms Seele sich befindet, dann schmolzen sie, ehe deine obere Augenwimper die untere berühren könnte. Das ist aber nur ein Milchbad,“ fügte er lachend hinzu, „die rechte, behörliche Strafe wird er erst in der Folge empfangen, wenn seine Seele den Körper wieder annimmt.“ Da fragte der Ritter weiter, wie es mit der Seele Heinrichs, des Grafen von Sayn stände. „Ah, die haben wir natürlicherweise,“ antwortete der Teufel; sagte aber nichts Näheres über dessen Strafe. „Und die Seele meines Vaters, wie geht es der? „fragte der Ritter. „Die hatten wir einundzwanzig Jahre“ sprach der Bose, aber die Einäugige und der lausige Kahlkopf, der auf deinem Speicher liegt, haben sie uns entrissen. „Die Einäugige nannte er nämlich des alten Ritters Frau, die durch stetes Weinen ein Auge verloren hatte; lausigen (pediculosus) Kahlkopf aber seinen Sohn Theoderich, der in einen Orden getreten und eben gekommen war, seinen Bruder Walter zu besuchen. Da hätte Walter auch gern etwas gewußt über seine Mutter, aber Satan sprach: „Das Weib ist zu fromm und zu heilig, die bekommen wir nicht; deinen Bruder Lambert, den Geizhals, der vor einigen Jahren starb, haben wir aber so gesattelt, daß er uns nicht mehr entrinnen kann.“

„Wo warst du denn, ehe du zu mir kamst? „fragte der Ritter fürder und Satan entgegnete: „Ich war mit andern Kameraden um eine Aebtissin des schwarzen Ordens, und wir erwarteten eben ihre Seele.“ - „Wie viel waren eurer denn wol da?“ frug Walter und der Teufel sprach: „Kennest du den Cottinforst?“ - „Sehr wohl, „antwortete der Ritter und Satan fuhr fort:„Auf dessen Bäumen sind nicht so viel Blätter, als der Unsrigen um jene versammelt waren; und es ist doch der größte Wald der ganzen Provinz.“ - „Nun, und wie hat es denn gegangen? „frug Walter.“Schlecht, schlecht,“ sprach der Andere, es war vorerst eine Nonne und dann kam der Michael noch hinzu, der mit einem eisernen Stricke so hart auf uns losschlug, daß wir froh waren, davonzulaufen wie Staub, vom Wirbelwinde getrieben. „Auf die Frage, ob er auch beim Tode des unlängst gestorbenen Abtes Gerhard gewesen, antwortete Satan: „Da waren wir zahlreicher, als der Meeressand, aber es hat uns auch wenig genügt, denn die Lausmönche lagen, wie Schweine um ihn auf der Erde und grunzten, so daß wir ihm nicht nahen konnten. Außerdem haben sie auch noch so ein Brummhaus, das nennen sie Kapitelhaus, da wird uns Alles wieder genommen, was wir bei ihnen durch Anreizungen vermocht.“ „Wie konntest du Dummkopf es aber auch wagen, „frug Walter“, zum Sterbebett eines solchen Mannes zu kommen?“ - „Wagen? haha,“ lachte der Böse, ich saß ja auf einem Arm des Kreuzes, als der Sohn Gottes daran starb.“ - „Da waren eurer auch wol viel zugegen? „fragte der Ritter und der Teufel sprach: „Nein, da irrst du dich; wir sind da schlimm weggekommen und all mit einem Schlag in die Hölle geworfen worden.“ Noch viel mehr erfuhr Ritter Walter von dem Teufel und erzählte es nachher, als er wieder gesundete, seinen Freunden.

Quellen: