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„Nicht allen Menschen ist's gegeben, Erscheinungen zu sehen, sondern nur denen, die im Zeichen geboren sind“ sagt der Volksmund. Auf dem Weg von Kaltenlengsfeld nach Hümpfershausen, im sogenannten First, einem großen Walde auf dem Hahnberg, ist es nicht geheuer. Viele haben dort ein Sprechen im Walde gehört and doch Niemand gesehen; andere haben einen Reiter auf einem Schimmel wahrgenommen, in dessen Begleitung ein schwarzer Mann daherschritt, der dann auf dem Kreuzweg feurig wurde.
Einst gingen zwei Kaltenlengsfelder Männer nach Oberweid. Der eine davon gewahrte unterwegs einen schwarzen Mann mit feurigen Knöpfen und erschrak auf das Heftigste, während der andere nichts gesehen hatte. Der Schäfer von Oberweid meinte, Andere hätten den auch schon gesehen. Auf dem Tagstein, einem hohen Kalksteinfelsen zwischen Kaltenlengsfeld und Kaltennordheim, erschien ehedem ein kleines Männchen mit grünem Rock, grauem Hut nebst einer Feder auf demselben, welcher rauchte, dabei aber die Pfeife verkehrt im Munde hatte und Alle, die ihn sahen, zum Tode erschreckte.
Auf dem Heimwege von Aschenhausen nach Kaltenlengsfeld hatte der alte Windmüller eine sonderbare Erscheinung. Dort vor dem Riederholz, wo man es „am Sonnenhof“ heißt, sah er neben dem alten Gemäuer einen herrlichen Garten mit prachtvollen Blumen. Es war am hellen Mittag; die Sonne schien brennend heiß. Dem Alten stiegen die Haare zu Berge, denn er kannte den Platz genau, dort hatte er in seinem Leben keinen Garten gesehen. Aber er lag doch da.
Im Riederholz suchten Kinder in der Mittagsstunde Beeren. Da vernahmen sie ein árges Krachen und Rascheln. Eine prächtige Kutsche, von schwarzen Pferden gezogen und ein bellendes Hündchen voraus, kam dahergefahren, wo doch sonst kein Mensch herumfährt. Den Kindern wurde es angst und bange, und sie machten sich schnell auf und davon.
Quellen: