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Der feurige Mann an der Silge

In einem der an der Silge, dem Abfluß des Sees, gelegenen Häuschen in Salzungen waren eines Abends zur Adventszeit junge Leute in einer Spinnstube bei einander. Da gewahrten sie durch das Fenster einen ungewöhnlich hellen Schein. Das Mädchen, das zunächst dem Fenster saß, schob dies auf, guckte hinaus und prallte bleich und entsetzt zurück. Und da kein Wort aus ihr zu bringen war, so eilten die Andern an das noch offene Fenster. Da sahen sie denn, wie ein feuriger Mann die Silge hinauf schwebte, und als sie sich von dem ersten Schrecken wieder erholt hatten, da war ein loses Stück unter ihnen so keck, den feurigen Mann noch zu foppen und ihm zuzurufen: „Derrwiesch! Fläderwiesch! Saalbein! wist de hain!“ Der aber verstand keinen Spaß, machte rasch Kehrt und schoß wie ein Pfeil auf das Fenster zu, so daß den muthwilligen Dirnen kaum so viel Zeit blieb, den Laden vor das Fenster zu schieben. Am andern Morgen sahen sie die Bescheerung. Der Feurige hatte seine beiden Hände, als er nach der kecken Dirne greifen wollte, in den Fensterladen tief eingebrannt. Dort waren sie noch lange als Wahrzeichen zu sehen.

Quellen: