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Wie ein Salzunger Beutler den Teufel prellt

Ein armer, alter Beutler von Salzungen hatte für einen Leimbacher Bauer in einer schweren theuern Zeit eine alte Lederhose ausgeflickt und rechnete den ganzen Weg hin und her, wie er es am vortheilhaftesten anfangen wollte, um für seinen und seiner Familie hungrigen Magen ein Stück Brod einzutauschen. Da trat ihm plötzlich an den verrufenen drei Bäumen unter Husen ein feiner Herr entgegen, der ihn ganz theilnehmend ausforschte. Der Beutler erzählte ihm seine Noth, und der Fremde erbot sich, ihm zu helfen, zählte ihm auch eine ziemliche Anzahl Kronenthaler in die Hand, die der arme Kerl gierig in die Tasche steckte. Als er damit fertig war, frug ihn der Fremde: „Habt Ihr genug?“ zählte, als der Beutler mit den Achseln zuckte, ihm bereitwillig eine zweite Gabe in die aufgehaltene Hand und so ging's fort.

Endlich erklärte der Beutler, daß er es nunmehr bis zur nächsten Ernte aushalten könnte. Darauf griff der Fremde in die Brusttasche, holte ein kleines Buch heraus und hielt es dem Beutler mit den Worten hin: „So, dafür seid nun so gut und schreibt Euern Namen da hinein. Es hat nichts zu bedeuten, ich möchte Euch nur nicht vergessen.“ Dem aber wurde jezt angst und bange, er vermuthete, mit wem er sich eingelassen, und machte allerlei Ausflüchte, er habe keine Tinte und dergleichen mehr. Jener ritzte ihm darauf, ehe er sich's versah, die Hand blutig und reichte ihm eine Feder zur Unterschrift, aber der Beutler besann sich nun auch nicht lange, ergriff diese und schrieb mit fester Hand das Vaterunser in das Buch. Wie der Teufel merkte, daß er betrogen, wurde er wüthend, langte dem Beutler eine so derbe Ohrfeige hin, daß dieser mit dem Buche in der Hand bewußtlos zu Boden stürzte. Als er einige Zeit darauf mit Hülfe einiger Leimbacher Bauern wieder zu sich kam, war das Buch zum Teufel, nur das Blatt mit dem Vaterunser hielt er noch in der Hand. Hastig griff er jetzt nach den Kronthalern; doch zu allem Glück waren sie noch da.

Quellen: