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Vom sitzengebliebenen Fuhrmann bei Merkers

Bei Merkers in der berüchtigten Hohle war's, da hatte sich einmal ein Fuhrmann mit seinem Karren auf der alten Straße so tief und so fest in den Dreck eingefahren, daß er nicht wieder herauszukommen wußte. Als er sich nun in seiner Rathlosigkeit nach Hülfe umsah, da stand Einer oben im Felde und hatte auch gerade Hacke und Schaufel bei sich. Dem rief und winkte der Fuhrmann, daß er komme und ihm helfe. Der Mann guckte aber gerade aus und blieb stehen, wo er stand.

Da rief er ihm zum zweiten und dritten Male, und nun erst kam der Mann spornstreichs quer über die Felder herbei. Der Fuhrmann erzählte ihm kurz, was geschehen, bat ihn um seinen Beistand und griff, um Hand anzulegen, nach der Hacke. Jener aber zog diese rasch zurück, zeigte dem Fuhrmann ein ernstes Gesicht und machte ihm dabei einen Finger, so daß er sofort abstand und ihn allein gewähren ließ. Der Fremde ging an's Werk, und wie der Blitz war der Karren wieder frei.

Wie das der Fuhrmann sah, sprach er zu dem Helfer in der Noth: Freund, nun thut mir den Gefallen und schörcht noch einmal am Wagen, während ich die Pferde antreibe, damit ich vollends auf festen Boden komme.“ Der Mann nickte, griff alsbald zu und schob den Karren mit leichter Mühe, ehe noch die Pferde recht anziehen konnten, ein gut Stück Weges fort, so daß der Fuhrmann nunmehr leicht Werk hatte. Der wollte sich drauf bei dem Fremden bedanken, beklagte aber aufrichtig, daß er kein Geld habe und ihm für seine Mühe nicht einmal einen Groschen geben könne, Gott im Himmel aber, setzte er hinzu, möge es ihm lohnen! Als der Mann das hörte, strahlte auf einmal sein Gesicht vor Freude und er sprach: „Darauf habe ich nun schon 300 Jahre lang gehofft. Gott sei Dank, ich bin nun erlöst!„ Mit diesen Worten war er vor den Augen des Fuhrmanns verschwunden.

Quellen: