<<< zurück | Sagen der mittleren Werra | weiter >>>
In der berüchtigten Merkerser Hohle brach einmal einem Fuhrmann, der Eilgüter geladen hatte, eins der Räder an seinem Wagen. Die Ausbesserung desselben durch den Wagner hatte so viel Zeit weggenommen, daß es bereits Nacht geworden war, und doch mußte der Fuhrmann das Rad noch nach Tiefenort in die Schmiede bringen lassen. Hierzu aber wollte sich Niemand verstehen. Jeder meinte, es sei Advent, und der feurige Mann, der sich auf dem Wege dorthin herumtreibe, sei kein Guter.
Der Fuhrmann sah sich daher genöthigt, das Rad selbst nach Tiefenort zu schaffen. Doch kaum hatte er Merkers im Rücken, so trabte auch schon der Feurige mit einem mächtigen Grenzsteine auf dem Nacken und unter beständigem Fragen: „Wo thu' ich ihn nur hin?“ vor ihm her bis zur Werrabrücke, von wo aus er den Fuhrmann nicht weiter belästigte.
Kaum aber hatte dieser mit seinem fertigen Rade die Brücke hinter sich, so gesellte sich ihm auch der Feurige mit seinem unaufhörlichen Geschwätze wieder zu, wurde aber wie es schien von jenem eben so wenig als vorher beachtet. Doch da sich der Spuk zuletzt dem Fuhrmann quer in den Weg stellte, wurde dieser fuchswild, knüpfte die Peitsche los und rief, während er dem Feurigen einigemal so derb über das Fell platzte, daß die Funken weit davon stoben: „So thu' ihn wieder hin, wo Du ihn her hast!“ In dem Augenblicke aber war der Spuk sammt dem Steine verschwunden und der Fuhrmann vernahm aus der Dunkelheit noch die Worte: „Das wollt' ich nur hören, Gott sei Dank, ich bin erlöst!“
Quellen: