<<< zurück | Sagen der mittleren Werra | weiter >>>

Vom weißen Hirsch am Kraienberg

„Drunten in Kieselbach“, so erzählte ein Greis aus Langenfeld, „habe ich in meiner Jugend gar viele und absonderliche Geschichten vom „Kleinberg“ und dem alten Schlosse erfahren. So hat sich auch einmal an gewissen Lagen dort droben ein schneeweißer Hirsch mit gar seltsam glitzerndem Geweih gezeigt. Viele haben ihn gesehen, auch dem Kreiser war er einigemal erschienen. Da schwur der eines Tages in der Schenke: „Kommt mir der Hirsch wieder schußgerecht, so will ich Hans heißen, wenn er nicht Eins auf's Blatt kriegt!“ Die Bauern schüttelten bedenklich die Köpfe, der Kreiser aber ging noch am selbigen Abend hinauf auf den Anstand. Der weiße Hirsch kam, der Forstläufer legte an, drückte ab, taumelte aber auch in demselben Augenblick mit einem furchtbaren Schrei einige Schritte zurück. Der Schuß hatte sich nach hinten entladen und ihm die rechte Hand weggerissen. Den Hirsch hat Niemand wieder gesehen.“

Quellen: