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Wie Einem der Sparpfennig die Ruhe im Grabe raubt

In Tiefenort lebte ein Junge, der jeden Pfennig zu Rathe hielt und sich so nach und nach die Summe von fünf Gulden erspart hatte. Damit aber seine Leute nicht zu dem Gelde gelangen könnten, that er es in einen Beutel und versteckte es sorgfältig auf dem Boden. Der Junge starb plötzlich, und Niemand ahnte Etwas von dem kleinen Schatze. Da kam eines Tages die Schwester bleich vor Schrecken vom Boden herab und konnte kaum die Worte herausbringen: „Vater, unser Junge steht leibhaftig droben auf dem Boden und „klüppert“ bei einem Sparren an einem Bretchen herum.“ Der Vater wollte nichts davon wissen und verwies der Tochter das alberne Gerede. Als diese jedoch bei ihrer Aussage blieb, ließ er sich bewegen, selbst nachzusehen. Er stand betroffen auf dem Boden. Seine Tochter hatte sich nicht getäuscht. Doch bald schritt er herzhaft auf sein Kind zu und frug, was es sei, das ihm die Ruhe im Grabe raube. Und als der Junge hierauf nach der bezeichneten Stelle am Sparren deutete, griff der Vater rasch dorthin, riß ein kleines Bretchen los und zog den Beutel mit seinem Inhalt hervor. Wie er sich umdrehte, war sein Kind verschwunden und hatte fortan Ruhe im Grabe.

Quellen: