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Unfern des Dorfes Dönges dicht an der Heerstraße von Vacha nach Eisenach ruht in einem von waldigen Höhen und einigen freundlichen Anlagen umgebenen Kessel der Spiegel des durch seine schwimmende Insel bekannten Haut- oder Huitsees. Die Fläche desselben soll gegen vier und die der erwähnten Insel ungefähr einen halben Morgen betragen. Jahre lang scheint das gegen vier Fuß tiefe und dicht mit Birken und Kiefern bestandene Eiland wie von dämonischen Mächten des verwünschten Kessels an dem einen Ufer festgehalten. Dann blähen sich auf einmal die grünen Segel und langsam treibt es wieder dem gegenüberliegenden Ufer zu, und kopfschüttelnd, bald seufzend, bald freudig erregt, sehen die Landleute dem stillen Treiben zu. Denn der zufällige Standpunkt der Insel deutet unvermeidlich auf Krieg und Theuerung oder Frieden und gute Zeiten, je nachdem er sich an diesem oder jenem Ufer befindet.
Auch noch zwei Nixen wohnen in der grundlosen Liefe des See's, die dritte ist todt. Vor Jahren kamen sie alle drei zuweilen zum Tanze unter die Linde nach Dönges. Einer der Bursche aber verliebte sich in die schönste der Schwestern und hielt diese zurück, während die andern wieder nach dem See eilten. Als der Zurückgebliebenen endlich bange wurde, begleitete sie ihr Schatz bis hin an den See. Da sprach sie zu ihm: „Herzliebster Schatz, ich bin zu lange bei Dir geblieben und das wird mir den Tod bringen; Du wirst es sehen, wenn mein Blut aus der Tiefe zu Dir emporquillt.“ Darauf schlug sie mit einer Gerte in das Wasser, daß es rechts und links zurückschäumte, winkte ihrem Liebsten noch einmal freundlich zu und stieg die tiefe Treppe hinunter. Kaum aber war das Wasser zusammengeschossen und wieder glatt, als der Bursche auch den rothen Blutstrahl aufsteigen sah. Der arme Junge hat sich darauf zu Tode gehärmt, und von den andern beiden Nixen hat man seit jener Zeit nie wieder etwas gesehen.
Quellen: