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Der Schäfer und der feurige Mann an der Wallenburg

»Es gibt Leute, die nichts sehen und nichts hören, selbst in den zwölf Nächten nicht, wo doch jedermann Gespenster sehen kann; aber es gibt auch andere, die wieder alles sehen, was den meisten entgeht, das sind die Güldensonntagskinder.«

So begann der alte Schlosser Hans-Jörg zu Herges und fuhr dann fort: »Sehen Sie, so einer diente einmal als Schafknecht bei dem Schäfer droben auf dem Wallenburger Hof. Der lag auch einmal mit seinen Schafen draußen im Feld nicht weit von der Wallenburg. Da hörte er – es konnte ungefähr des Nachts gegen 12 Uhr sein, – auf einmal in der Hütte einen barbarischen Krach. Der Knecht sprang auf und sah zu seinem Schrecken, dass die ganze Herde die Umzäunung durchbrochen hatte und nach Hohleborn zu auf die Eller losstürzte. In dem nämlichen Augenblick kroch ihm auch der Hund zwischen die Beine und hienerte erbärmlich. Der Knecht wusste nicht, wie ihm geschah. Er wandte sich um, da stiegen ihm die Haare zu Berge, denn ein feuriger Mann schwebte dicht an ihm vorüber quer durch den Pferch.

Am anderen Morgen erzählte der Knecht seinem Herrn, was geschehen war. Der schüttelte bedenklich den Kopf und versprach, die kommende Nacht bei ihm in der Hütte zu bleiben. Und so geschah es. Gegen 12 Uhr tat es wieder den Krach, die Schafe durchbrachen die Umzäunung und heidi ging es der Eller zu. Auch der Hund tat ebenso erbärmlich wie in der vorigen Nacht. Das alles sah und hörte der Schäfer; den Feuermann aber, der wieder quer durch den Pferch zog, sah der Knecht allein.«

Quellen: