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Ein Müller hatte über die Thüre geschrieben: »Ich lebe ohne Sorge«. Da fuhr mal der »alte Fritz« vorbei, sah die Schrift und sagte: »Ich lebe nicht ohne Sorgen«, ging hinein in das Haus und fragte, wie man ohne Sorgen leben könnte. Und der Müller sagte: »Ich habe so viel Geld, dass ich ohne Sorgen leben kann«. Da gab ihm der alte Fritz auf: er sollte zu ihm kommen, nicht zu Fuss, nicht zu Pferd, nicht nackend, nicht bekleidet, nicht an sechs Tagen, nicht in sechs Nächten. Und der Müller »dichtete« lange viel hin und her und andere halfen ihm. Zuletzt zog er sich nackend aus und hing sich das Garn von einem Kescher um, sass mit dem rechten Bein auf einem Esel und ging mit dem linken und kam am Sonnabend und Mittwoch, denn das war kein Tag und keine Nacht. B.
Quelle: Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 8.