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Eine mündliche Überlieferung aus Tuttlingen
Auf dem Welschen Berg zwischen Friedingen und Mühlheim hörten einstmals Hirten einen lieblichen Gesang. Sie gingen den Tönen nach und kamen so zu einer Eiche, aus der sie die Heilige Jungfrau mit dem Kind singend erblickten. Es wurde nun eine Tafel mit dem Bild, wie die Hirten es gesehen hatten, in die Zweige der Eiche gehängt und ein Bildstock daneben errichtet und viel dahin gewallfahrtet. Maria zeigte sich zwar nicht mehr, wirkte aber doch noch bei vielen Kranken wundertätig. Aus den Opfern der Pilger baute man endlich daselbst die Kapelle »Mariahilf«, die aber längst abgerissen worden war. Auch die Kirche, die man später an dieser Stelle errichtete, ist zerfallen. Ein früher darin sich befindendes Gemälde mit dem Bild der Maria, wie es in eine alte Eiche eingefügt worden war, ist jetzt noch am Altar zu Mühlheim zu sehen.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852