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Mündliche Überlieferungen aus Göppingen und Hohenstaufen
Die uralte Stiftskirche Oberhofen, eine Viertelstunde vor Göppingen auf dem Gottesacker gelegen, soll von drei vornehmen Jungfrauen, die auf diesem Platz zwei Höfe besaßen und in dem benachbarten Wald »Hohenfürst« ein Schloss bewohnten, erbaut worden sein. Als sie fertig war, warfen die Riesen, welche damals auf Hohenstaufen hausten und noch Heiden waren, eine schwere eiserne Kugel daher, um die Kirche zu zertrümmern, und trafen auch den einen Turm und zerschmetterten den oberen Teil derselben. Die Kugel liegt seit jener Zeit in dem Turm und kann nicht daraus entfernt werden. Man hat sie oftmals schon fortgeschafft; sie kommt aber jedes Mal von selbst wieder zurück und ist an den Platz gebannt.
Andere sagen, der Kaiser Friedrich der Rotbart habe einmal im Übermut diese Kugel gegen die Sonne geschoßen, und da sei sie in der Kirche Oberhofen niedergefallen.
An dieser Oberhofer Kirche ist oben auch ein Stübchen, das man das »Nonnenstübchen« nennt. Hier soll des Nachts immer eine Nonne zum Fenster heraussehen.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852