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Der Mann im Mond 5.Sage

  Mündliche Überlieferungen aus Brackenheim, Derendingen, Kusterdingen und sonst

Ein Weingärtner arbeitete einst am Sonntag in seinem »Wingert« und beschnitt die Reben und band die abgeschnittenen Schösslinge, wie es noch der Brauch ist, in ein Bündel zusammen, legte dies dann oben auf seine »Butte« und ging damit heim. Andere sagen, er habe dies Rebenbüschele aus einem fremden Weinberg mitgenommen. Noch andere behaupten, es seien zwei Büschel gewesen und auf jeder Schulter habe er eins getragen. Als der Mann nun zur Verantwortung gezogen wurde, weil er den Sonntag entweiht hätte, so leugnete er alles und verschwor sich hoch und teuer und sprach:

Haun ihs daun,
So komm i in Maun!

Dafür ist er nun auch wirklich nach seinem Tod in den Mond gekommen und muss dort zur Strafe geschmolzenes Eisen essen. Wenn deshalb jemand am Sonntag schafft«, sagt man noch: »Gib acht, du kommst au in Maun!« Und die Mutter sagt ihrem Kind, wenn der Vollmond aufgeht: »Guck au den Ma im Maun mit sell Rebebüschele!« und erzählt ihm dann die Geschichte und zeigt ihm ganz genau den Mann, wie er dasteht mit der Butte auf dem Rücken und dem Rebenbüschel, das darauf liegt.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852