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Der Lindwurm im Ammertal 1.Sage

  Eine mündliche Überlieferung aus Derendingen

Ehe noch die Ammer vor mehr als dreihundert Jahren bei Tübingen in den Neckar geleitet wurde, war das ganze Ammertal ein großer Sumpf. Darin hauste lange Zeit ein schrecklicher Lindwurm, dem täglich von Schwärzloch, Wurmlingen und den übrigen Ortschaften des Tals ein Schaf geliefert werden musste. Unterließ man dies, so fiel er die Menschen an. Niemand aber konnte ihn bezwingen. Da kam endlich ein fremder Ritter, behängte sich rund um mit Spiegeln und ging so auf ihn los. Als der Lindwurm nun in dem Spiegelkleid sich selbst erblickte, glaubte er, es sei ein Kamerad und kam freundlich und schmeichelnd heran, worauf der Ritter eine günstige Stelle erkennen konnte und ihn durchbohrte. In Schwärzloch, an der alten, vorgotischen Kapelle ist das Bild des Lindwurms, wie er ein Schaf zerreißt, in Stein gehauen. Die alten Herren von Wurmlingen führten ihn im Wappen.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852