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Eine mündliche Überlieferung aus Langnau
In Langnau, zwei Stunden von Tettnang entfernt, plagte das Schrettle einen Mann gar sehr und sog so lang an seiner Brust, bis dass er Milch gab. Ebenso soll das Schrettle oft die Brüste ganz kleiner Kinder drücken, dass sie aufschwellen wie der Busen von erwachsenen Mädchen.
Ein Müllersknecht aus der Gegend von Langnau wurde ebenfalls lange Zeit von einem Schrettle heimgesucht. Da atmete er einmal in der Nacht so schwer und brachte so bange Töne hervor, dass sein Schlafkamerad erwachte und schnell ein Licht anzündete. Da lag quer über dem Bett ein Strohhalm, den sie nahmen und verbrannten.
Als der Müllersknecht am anderen Tag in das Hans seiner Nachbarin kam, hatte sie Brandwunden an Händen und Füßen. Er aber war seitdem vom Druck des Schrettle frei.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852