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Rehberger 2

Der Jäger Rehberger oder Rechberger hat seinen eigentlichen Sitz auf dem Einkorn bei Schwäbisch-Hall und spukt in der ganzen Umgegend zwischen dem Kocher- und Bühlerfluss, im Fischertal und besonders auf der Tüngentaler Ebene bis Obersontheim, überschreitet aber nie sein ehemaliges Jagdgebiet. Er führt auf alle Weise die Leute an und hat seine Lust daran, sie zu necken und zu quälen. So macht er zum Beispiel ein überladenes Fuhrwerk nach, das festgefahren ist und mit Gewalt wieder loszukommen versucht. Da hört man ein Knarren und Knallen und Fluchen, und wenn dann jemand näher hingeht und helfen will, so wird es still und er steht und hört nichts mehr, und fällt wohl gar in einen Sumpf oder Graben.

Die nächtlichen Wanderer führt er gern auf Abwege, tanzt als Licht vor ihnen her und erlischt plötzlich, wenn sie nach mehreren Stunden genau wieder an denselben Ort kommen, von wo sie losgegangen sind.

Den müden Eierträgern setzt er sich in den Korb, dass sie ihn tragen müssen bis an das Ende seiner Markung, wo er patschend und laut lachend abspringt.

Er speit auch Feuer und steckt wohl gar Häuser in Brand. So spottete man einmal in der Mühle zu Obersontheim über den Rehberger.

Da erschien er plötzlich mit feuerrotem Gesicht und sah oben zum Fenster herein, dass alle erschraken. Noch in derselben Nacht ist die Mühle abgebrannt.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852