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Eine halbe Stunde unterhalb Burkhards im Grunde, die Nidder entlang, stehen hart am Wasser die spärlichen Mauerreste einer uralten Kapelle, auf welche von Wingershausen aus ein Fußpfad über die Bach führt, der noch heute der Pfaffenweg heißt. Es ist nun schon lange her, da machten zwei Burkhardser Männer auf einer Wiese bei dieser stumpfen Kirche Heu. Es war um die Mittagszeit und der Schweiß lief ihnen unter dem Wenden vom Gesicht. Indessen sah der eine zwei alte Mönche mit grauen, langen Bärten und in ihrem klösterlich schwarzen Gewand den Pfad daher kommen. Er deutete schweigend seinem Gesellen auf die wunderliche Erscheinung, allein dieser sah anfangs gar nichts. Erst als er ihm über die linke Schulter blickte, nahm auch er die beiden Pfaffen wahr, wie sie mit langsamem, feierlichem Gang, leise singend, zu der stumpfen Kirche fürbass schritten und endlich in den Ruinen plötzlich verschwanden.
Quelle: Oberhessisches Sagenbuch, Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald; Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873