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Wo dem Busenbörner Kastenmeister sein Haus war, stand ehemals eine Scheuer, zwerchüber der Straße. Wenn nun der wilde Jäger vom Oberwald herabkam, allemal in der Zeit vor Weihnachten, dann fuhr er gemeiniglich da hindurch. Meistens merkte man sein Kommen gegen Abend hin. Am Himmel wurde es so hell, als ob irgendwo Feuer angegangen wäre. Vorablich sah man einen feurigen Schwanz ihm nachziehen, so lang wie ein Wiesbaum. Kinder sahen ihn einmal daherfahren, als sie mit ihrem trockenen Abendbrot vor dem Haus standen, und riefen ihm zum Uz zu: »Wirf mir auch einen Käse herunter!« Da fiel auf einmal, hart vor ihrer Nase, ein Käse von oben herab, der war riesengroß und stank wie die Pest. Die Kinder hörten ihn auf die Gasse platschen, hielten die Nase zu und flüchteten eilig in den offenen Hausährn, dessen Tür sie fest verriegelten.
Quelle: Oberhessisches Sagenbuch, Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald; Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873