<<< zurück | Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen - Band 1 | weiter >>>
Curiosa Sax. 1721–30. S. 162. sq.
Im J. 1728 lebte zu Hirschfeld bei Großenhayn Salomon Radt, ein alter 68jähriger Windmüller, der schon bei 30 Jahren wegen Diebstahl, Mord und andern bösen Thaten vielmal angeklagt worden war und sich durch das Purgatorium hatte retten müssen. So hat er wegen gewaltsamer Erbrechung der Frankenmühle und Ermordung ihres Besitzers im J. 1700 die Tortur ausgestanden, aber nichts bekannt, dann sich noch dreimal wegen Diebstahl losgeschworen, auch einmal seinem leiblichen Sohne wegen geringer Ursache einen Spaten an den Kopf geworfen, und weil seine eigene Frau dazwischen gekommen, hat dieser der Spaten den Arm zerschlagen, woran sie gestorben ist.
Endlich ist er im J. 1728 wegen Bestehlung des Wassermüllers Noack zu Hirschfeld der Obrigkeit abermals in die Hände gefallen und hat nachgehends sowohl deswegen, als weil man bei ihm verschiedene Segensprüche, auch einen getrockneten Menschenfinger, den er vermuthlich einem Hingerichteten abgeschnitten, auch Kugeln, Wurzeln und rauhe Zwiebeln zum Festmachen1) gefunden, in Beisein des Hirschfelder Pfarrers M. Uhlemann zu Straucha, wohin Hirschfeld gehört, den Reinigungseid an öffentlicher Stelle ablegen sollen und wollen, dabei es denn geschehen, daß ihm, als er die Finger in die Höhe gehoben, der Mund weit auf, steif und starr geblieben ist, alle Sinne vergangen sind, er zu brüllen angefangen, und ohngeachtet ihm der Geistliche und Gerichtsverwalter ernstlich zugeredet, dreiviertel Stunden darauf elendiglich gestorben ist.
Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874