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Sagensammlung von M. Rothe
Es ist so eine Sache mit den alten Überlieferungen. Die Erzählung geht von „Mund zu Mund“. Jeder weiß etwas, mancher ergänzt dazu etwas, und was bleibt, ist eine mehr oder weniger wahre Sage. So auch die Episode vom Finsterwalder Ortsteil „Zollhaus„. Es wird berichtet:
Das geschichtsträchtige Grünhauser Waldgebiet spielte auch zur Zeit der Befreiungskriege eine bedeutende Rolle, denn es führten ja zwei bedeutende Straßen durch diesen Wald. Erstens war es der Hauptweg vom Schloß Finsterwalde nach Dresden, die sogenannte „Dresdener Straße“ und zweitens führte eine alte Handelsstraße, genannt „Alte Senftenberger Straß„ an Grünhaus und Zollhaus vorbei.
Zur Zeit der Befreiungskriege soll folgendes passiert sein. Eines Tages im Oktober des Jahres 1813 folgten den sich von Gohra zurückziehenden Franzosen russische Reiter. Es sollen Kosaken gewesen sein. Wie das damals so war, der Krieg mußte die Soldaten ernähren, d. h. jeder ob Freund oder Feind mußte rauben, plündern und wilddieben. Das war auch bei den Kosaken nicht anders.
Irgendwo zwischen Grünhaus und Zollhaus hatten die Kosaken ihr Lager aufgeschlagen und einige begannen durch die Gegend zu streifen. Sie trafen auf die kleine Siedlung und Kontrollstation Zollhaus. Dort raubten sie der verwitweten Frau Zollreuter Müller in Zollhaus, es war die Schwiegermutter des Sallgaster Pastors Streckfuß, zwei Schweine.
Kurz entschlossen lief Frau Müller nach Grünhaus, um es dort den sich einquartierten russischen Offizieren zu melden, und in der Hoffnung, ihre Schweine zurückzubekommen. Unterwegs wurde sie von russischen Soldaten, also von Kosaken eingeholt und erschlagen.
Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 2020. Nr. 7