====== Der Teufel im Uttewalder Grunde oder - das Rappern ====== Wilhelm Lebrecht Götzinger, Geschichte und Beschreibung des churfürstlichen Amts Hohnstein mit Lohmen, 1804 Hier soll kurz die recht einfache Methode erläutert werden, mit welcher die [[geo:uttewalde|Uttewalder]] ihr Holz und ihre Streu von den gegenüberstehenden Wänden über den tiefen Grund herüber bringen. Nicht fern vom Schleifgrunde kommt man an eine Stelle, wo einzelne Stufen rechts sich herauswinden. Dort wo die hohe Wand etwas in den Grund hervorspringt sieht man einen einzelnen starken Baum am Rande stehen. An diesem wird ein starkes Seil befestigt und über den Grund hinübergezogen. Gegenüber an einen auf der entgegengesetzten und etwas niedrigeren Wand stehenden Baume wird das Seit fest gemacht und dann angespannt, so daß das Seil von der Rathewalder Seite schräg abläuft. An diesem Seil wird nun eine Maschine angebracht, mit welcher man das Holz hinüberschafft. Diese Maschine wird "Rapper" genannt. Dieser Rapper hat viel Ähnlichkeit mit einem großen Handschlitten. Auf ihm wird nun das Scheitholz aufgelegt und festgebunden, und zudem ein Paar Pfähle so beigefügt, daß sie über das Holz lang herausragen. Ist dieses nun geschehen, so wird der Rapper losgestoßen, welcher mit einem starken Geschnurre auf die entgegensetzte Seite hinüberfährt. Dort nimmt ihn einer der dort angestellten Arbeiter entgegen. Sobald der Rapper seiner Last entledigt ist, wird er wieder herübergezogen und mit der Arbeit fortgefahren, bis alles Holz hinübergeschafft ist. Im Uttewalder existierten vier derartige "Rapperorte". Dieses Rappern - denn so nennet man es hier - hat vor einigen Jahren zu einem lustigen Vorfalle Veranlassung gegeben. Ein paar Landreisende, böhmische Händler, welche bei Gelegenheit ihres Hausierens die Schönheiten dieses Grundes sehen wollen, gehen ihn von [[geo:stadtwehlen|Wehlstädtel]] aus ohne Führer herauf. Nachdem sie sich lange schon verwundernd umgesehen haben, kommen sie der engen Stelle näher, wo eben das Rappern vorgenommen wird. Als sie nun in stillen Betrachtungen versunken sind, fährt auf einmal eine schrecklich dicke Gestalt mit einem Horne oder langem Schwanze unter einem starken noch nie gehörten Getöse vor ihren Augen über den Grund herüber. Schrecken durchfährt alle ihre Glieder; der Aberglaube ergreift ihre Phantasie und spiegelt ihnen vor: das könne niemand anders sein, als der [[wesen:Teufel]] selbst. Heftige Furcht beflügelt ihre vom Schreck angewurzelten Füße; so schnell als möglich verlassen sie einen Ort, der ihnen so unheimlich geworden ist, und erzählen es überall: hier müsse der Teufel hausen, denn sie hätten ihn leibhaftig über den Grund fahren sehen. //Quellen:// * //[[buch:wuschss|Die Sagenwelt der Sächsischen Schweiz]], [[autor:swusch|Sven Wusch]], 2023// ---- {{tag>sagen swusch wuschss sächsischeschweiz uttewalde stadtwehlen wanderer schreck aberglaube teufel lärm holzhauer v2}}