[[sagen:werra378| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra380| weiter >>>]] ====== Auf dem Steine bei Dermbach ====== Eines Tages wurden die Musikanten von Dermbach auf den Abend von einem Unbekannten zum Spielen bestellt. Auf ihre Frage, vor wem und wo sie spielen sollten, erhielten sie keine rechte Antwort. Man sagte ihnen blos, daß sie gegen Abend in einer Kutsche nach dem Tanzplage abgeholt würden, nur bis gegen 12 Uhr aufzuspielen hätten und dafür tüchtig bezahlt werden sollten. Und als sie solches zufrieden waren und die Kutsche Abends richtig eintraf, stiegen die Musikanten hinein, und nun gings mit ihnen auf und davon. Als endlich der Wagen hielt, sahen sie, daß sie sich unter einer großen Gesellschaft, Jung und Alt, auf dem Steine neben dem sogenannten alten Schloffe befanden. Die Musikanten spielten auf und die Gesellschaft tanzte bald heckenhoch. Nach jedem Reigen gab es harte Thaler und Einzelnes vollauf, auch zu essen und zu trinken im Ueberfluß, so daß die Musikanten, als sie gegen 12 Uhr verabschiedet wurden, dem lustigen Völkchen erklärten, gerne noch bis zum hellen Morgen aufspielen zu wollen, was dieses jedoch ernstlichst ablehnte. Die Musikanten traten nun den Rückweg an. Vor Dermbach fiel es einem derselben ein, seine Tasche in den Hut auszuleeren, um einmal zu zählen, wie viel er droben beim Spiele eingenommen, und siehe! die harten Thaler sammt dem Einzelnen hatten sich alle in Porzellan und Glasscherben verwandelt. Seinen Kameraden aber erging es nicht besser, und nun erst fiel es ihnen bei, daß es Walpurgis war, und sie also den Hexen aufgespielt hatten. Auch wollte einmal Einer aus Dermbach den Hexentanz droben auf dem Steine mit ansehen, von den Hexen aber selbst nicht erkannt werden. Da wurde ihm denn gerathen, auf dem Gange ein Ei zu sich zu stecken, welches vor Tagesanbruch von einer schwarzen Henne gelegt worden sei. Und das that er und sah denn auch die Hexenwirthschaft droben richtig mit an, so daß er am andern Tag alle die nennen konnte, die den Tanz mitgemacht hatten. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}