[[sagen:werra375| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra377| weiter >>>]] ====== Vom "wütheninge" Heer bei Glattbach ====== Der alte Förster von Dermbach erzählt: "Es ist schon lange her, daß mein seliger Pathe droben in Glattbach bei einem reichen Bauer als Knecht diente. Damals kam es öft vor, daß die Bauern dort bis zum hellen Morgen sich beim Kartenspiel "verlustirten" und ihre Knechte herunter nach Dermbach schickten, um ihnen das Bier zuzutragen. So wurde auch einstmals mein Pathe in der Nacht hierhergeschickt. Als der nun mit vollem Krug auf dem Heimweg droben auf der sogenannten neuen Wiese anlangte, fühlte er ein Bedürfniß, setzte den Krug nieder und ging bei Seite. Da hörte er auf einmal ein arges Brausen und Spektakuliren, das sich aber, je näher es kam, desto mehr in einen gar lieblichen Gesang verwandelte. Es war das wütheninge Heer, lauter kleine krüppelhafte Gestalten. Die zogen über die Wiese und der Erste griff nach dem Krug, trank und gab ihn dem Zweiten und so trank der ganze Zug. Mein Pathe dachte, das geht gut, da kannst du nur gleich wieder umkehren. Der Krug aber war noch so voll wie zuvor. Wie er nun nach Hause kam, segte er ihn auf den Tisch und die Bauern soffen sich toll und voll. Als mein Pathe aufräumte, fand er den Krug noch so gefüllt, als hätte Niemand daraus getrunken. Am andern Abend ging's grade so. Am dritten aber fiel es den Bauern doch auf, daß der Knecht nicht weg gewesen und auch nicht mitgetrunken hatte. Sie holten ihn aus dem Stall herbei und "törgten" so lange an ihm, bis er beichtete, und von Stund' an war's mit dem Zauber vorüber. Der Krug war und blieb leer." //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}