[[sagen:werra358| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra360| weiter >>>]] ====== Die weiße Jungfer in den „föllische" Bergen ====== Es muß so zur Kirmeßzeit gewesen sein, denn wenn auch noch einige Molkensterne((Schmetterlinge)) da und dort herumflatterten, so rieselte doch schon lange das bunt gefärbte Laub im Walde, als sich ein Korbmacher von Kaltenlengsfeld in der Mittagsstunde von seinem Vieh, das er zur Weide getrieben, entfernte, um in dem nahen Dickicht - man heißt's dort in den föllische Bergen((in den fuldaischen Bergen)) - Ahorn zu seinen Korbflechtereien zu schneiden. Da erblickte er auf einmal gar nicht weit von sich unter einer alten Buche eine weiße Jungfer, die ihm mit einem weißen Tüchlein winkte, das ihr weit über dem Kopf hing. Der Korbmacher blieb stehen und betrachtete mit Grausen - und er war doch eben kein Furchthase - die Erscheinung, deren Angesicht wie mit puren Spinnweben überzogen schien. Einen Augenblick dachte er bei sich selbst: "Sollst du auf sie zugehen und sie anreden, oder ausreißen und den Jungen herbeirufen, weil sie so gar garstig aussieht!" Er that das Letztere. Als er bald darauf mit dem Jungen wieder an den Platz kam, war aber die Jungfer verschwunden. Der Korbmacher, hätte er's anders gemacht, wäre vielleicht ein reicher Mann geworden; so mußte er sich das Maul vor dem Essen abwischen. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}