[[sagen:werra337| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra339| weiter >>>]] ====== Von dem grauen Männchen in Ortholph Hopf's Hause ====== Auf der Hofraithe des verstorbenen Ortholph Hopf, der nur der Dicke genannt wurde, zu Oberkatz, liegt ein Schatz vergraben und "es wannert" noch immer dort. Ortholphs Vater wollte einst in seine Scheuer gehen, da hörte er in derselben ein Gepolter, als wenn schwere Fässer herumrollten. Er machte das Thor auf und vor ihm stand ein graues Männchen mit Hacke und Schaufel und winkte ihm zu folgen. "Schwerenoth, was willst Du?" sagte Ortholphs Vater; da that's einen Krach und weg war das Männchen mit Hacke und Schaufel. Später geschah es, daß Ortholphs Frau mit einem Söhnlein ins Kindbett kam und die Eheleute sich einige Tage drauf über den Kindtaufschmauß unterhielten. Da sprach die Frau: "Nun sorg' aber bei Zeiten für den Waizen, damit das Mehl zu dem Kuchen bald fertig wird!" - "Für Waizen?" fragte Ortholph verwundert, "es liegt ja ein ganzes Tuch voll auf dem Boden, hast Du ihn nicht noch selbst gewaschen?" Die Frau aber wollte nicht daran glauben und nach einigem Hin und Herreden entschloß sie sich, ihrem Manne auf den Boden zu folgen, um sich selbst zu überzeugen. Da sie aber mit einander plaudernd oben ankamen, war Tuch und Waizen verschwunden, und Hopf bekam von unsichtbarer Hand noch obendrein eine so derbe Ohrfeige, daß er fast zur Bodentreppe hinabgestürzt wäre. Am Abend hatten sich mehrere Nachbarsleute bei Ortholph versammelt und unterhielten sich über die Waizengeschichte. Da sah seine Frau auf einmal einen grauen Mann mit Hacke und Schaufel vor ihrem Bette ihr winken. Erschrocken rief sie ihrem Manne zu, wer denn der Fremde sei. Da aber verschwand die Gestalt; Niemand außer der Wöchnerin hatte die Erscheinung gesehen. Am folgenden Abend um dieselbe Zeit stand der Spuk wieder da und geberdete sich noch schlimmer als vorher. So auch am dritten Abend, und da Niemand ihm folgte, warf er Hacke und Schaufel unter das Bett und verschwand. Die Frau lebt noch, erzählt aber nicht gerne von dem Spuk. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}