[[sagen:werra327| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra329| weiter >>>]] ====== Vom General von Auerochs zu Oepfershausen ====== Im Jahr 1731 starb zu Depfershausen der hessische General von Auerochs, der Lezte seines Geschlechts. Er liegt dort in der Kirche begraben, wo auch noch sein Brustbild in einem sehr kunstfertig geschnigten ovalen Holzrahmen zu sehen ist. Die Leute wissen noch viel von ihm zu erzählen. Er soll ein tapferer, aber unbarikherziger Kriegsoberst gewesen sein, der sich viel Schäße erpreßt und dabei auch das Kind im Mutterleibe nicht geschont habe. Die Sage nennt ihn kugelfest. Ritt er an der Spize seiner Dragoner in die Schlacht, so rief er diesen zu: "Fürchtet Euch nicht vor den kleinen Kugeln, die fange ich alle auf, duckt Euch nur vor den großen!" Und so war es auch; denn nach der Schlacht lüftete er jedesmal seine Hosen und schüttelte mehrere Schock Gewehrkugeln aus denselben. Dabei brummte er aber: "Die Hallunken haben ihre Erbsen wieder einmal nicht weich gekocht, der Pelz brennt mir gewaltig davon." Als er sich auf seine Güter zurückgezogen, hielt er sein unmenschliches Geld in einem Keller verschlossen, der auch später immer noch der Geldkeller genannt wurde. Der Haufen der dort aufgeschütteten hessischen Schillinge soll so groß gewesen sein, daß er seinem besten Knechte gestattete, drei Griffe in denselben zu thun, wenn er von Morgens 6 bis Abends 6 Uhr eine gleich große Menge Heckerling zusammenschneiden würde. Der Knecht wollte es versuchen, als jedoch der General am Abend in der Scheune erschien, in der der Knecht wie ein Teufel gearbeitet hatte, lächelte der Herr, führte ihn in den Keller und überzeugte ihn bald, daß er sich vergeblich abgemüht habe. Da jedoch der General guter Laune war, so gestattete er dem Knechte dennoch einen Griff in die Schillinge. Als aber der Knecht dabei sich tappig benahm und von oben in den Geldhaufen hinein griff, versetzte ihm sein Herr eine Ohrfeige mit der Bemerkung, daß man in einen Geldhaufen von unten nach oben und zwar mit hohler Hand hineingreifen müsse, und bewilligte ihm auch noch einen zweiten Griff als Entschädigung für die erhaltene Zurechtweisung. Nach dem Tode des Generals so erzählt die Sage weiter erschienen die Staatsbeamteten, um unter den üblichen Formalitäten vom Nachlasse Besitz zu ergreifen. Derselben benahmen sich jedoch so knickerig, daß sie der alten Magd des Verstorbenen nicht einmal so viel überließen, um sich ein Trauerkleid anschaffen zu können. Die Magd schnitt daher heimlich ihrem auf dem Paradebett liegenden Herrn das Rücktheil aus seinem schwarzen Rocke und ließ sich aus demselben eine Trauerbezze (Trauerhaube) machen. Dieses Stückchen soll ihr aber der General so übel aufgenommen haben, daß es ihn im Grabe nicht ruhen ließ und er fast jede Nacht auf das Schloß kam, wo ihn Viele in dem des Rücktheils beraubten Gewande gesehen haben wollen. Das Schloß wurde später abgebrochen, die Keller ausgefüllt und an jener Stelle ein Garten angelegt. Auch erzählen sie noch in Depfershausen von einem spukenden Mönch, der sonst vom Kloster Sinnershausen dorthin kam, die Közegasse (Gözengasse) hinauf schritt und an der Stelle, wo sonst ein Bildstock gestanden, durch eine Thür eintrat, den ehemaligen Pferdestall, jetzt die Försterswohnung, durchwanderte und im Schloßgarten verschwand. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}