[[sagen:werra297| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra299| weiter >>>]] ====== Der Schäfer an der Stoffelskuppe ====== Vor vielen Jahren, als Alles noch katholisch war, hütete ein Schäfer die Schafe für das Kloster Georgenzell. Er hielt grade oben auf der Waldwiese unter der Stoffelskuppe, man heißt es dort die Eller, seinen Mittag und kletterte über die Basaltstücke nach dem Steine oben auf der Spitze. Da sah er einen Eingang in den Berg. Glücklicher Weise fehlte es ihm nicht an Muth, er schlug sein Kreuz und ging in den Berg, hinein. Da gewahrte er drei große Fässer mit Erbsen, goldgelbe in dem einen, weiße in dem andern und blaue in dem dritten. Er betrachtete sie einen Augenblick staunend und dachte dabei in seiner Einfalt; "Ei, da kannst du ja aus jedem Fasse eine Hand voll als Wahrzeichen mitnehmen, denn wenn du zu Hause die Geschichte erzählst, wird dir am Ende Niemand glauben wollen." Gedacht, gethan, und bald stand der Schäfer wieder unversehens im Freien. Da fiel ihm bei, daß er neben den Fässern auch einen Schlüssel gesehen, den er wohl hätte zu sich stecken sollen. Er wollte zurück, allein Alles war verschwunden. Vor ihm aber stand ein zottiger, schwarzer Hund, der gar gewaltig die Zähne fletschte und den Schäfer nicht von der Stelle lassen wollte. Da kam dieser in seiner Angst auf den Gedanken, daß ihm der Hund die eingesteckten Erbsen wieder abjagen wolle. Er griff in die Tasche, warf eine um die andere hin und entkam, während der Hund gierig nach den Erbsen suchte, ohne Schaden zu seiner Heerde. Als nun der Schäfer des Abends seiner Frau die wunderbare Geschichte erzählte und diese meinte, er wolle ihr etwas aufbinden, fuhr er ärgerlich in die Tasche, um ihr den Rest der Erbsen zu zeigen; aber wie groß war jetzt sein Erstaunen, als er statt der gelben, weißen und blauen Erbsen die schönsten Gold, Silber- und Kupfermünzen hervorbrachte. Da wußte der Schäfer nun, daß ihm das schöne Fräulein der Stoffelskuppe, die er so oft von Ferne betrachtet hatte, wenn sie ihre blendend weiße Wäsche trocknete, so reich beschenkt hatte. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}