[[sagen:werra225| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra227| weiter >>>]] ====== Vom Wassermann im Salzunger See ====== Unter dem hohen Sandsteinfelsen, auf dem sich die Schnepfenburg erhebt, steht in der Tiefe des See's das gläserne Schloß eines [[wesen:Nix]] oder [[wesen:wassermann|Wassermannes]]. Der war, so erzählen sie, ein gar hübscher Bursche und war, obschon Niemand wußte, woher er kam und wer seine Hühner und Gänse gewesen, auf dem Tanzboden von den jungen Mädchen gar wohl gelitten, da Keiner Worte und Füße so zierlich zu setzen wußte, als er. Und so geschah es denn auch einmal, daß der Wassermann einer gar bildschönen und sittsamen Magd zu tief in die klaren Augen guckte und sein Herz, dabei so arg Feuer fing, daß er es mit dem ganzen Wasser im See nicht wieder zu löschen vermochte. Von da an sah man den Wassermann jeden Morgen, wenn die Magd frische Semmeln für ihre Herrschaft holte, an einer Ecke am Markte stehen, das Mädchen grüßen und dann wieder durch die Seepforte verschwinden. Das aber war nur Oel ins Feuer gegoffen. Der Nix vertrat daher eines Morgens seiner Geliebten den Weg und bat sie nur um ein paar Worte unter vier Augen an dem wenige Schritte vom Markte gelegenen See. Die Jungfer aber wich höflich aus und erzählte, als ihr der Wassermann am andern Morgen den Antrag wiederholte, den Vorfall ihrer Herrschaft. Da nun diese meinte, man könne ja nicht wissen, ob der Fremde nicht vielleicht ihr Glück wolle und die Seepforte nicht aus der Welt liege, da ließ sich am dritten Morgen das Mädchen breitschlagen und ging mit. Dort hob sie der Wassermann, eh' sie sich's versah, mit einem Ruck auf seinen Arm und verschwand mit der vor Schrecken Besinnungslosen in dem See. Keine Seele hatte die That bemerkt und so erfuhr auch Niemand, wie und wohin sie verschwunden. Ein Jahr nach diesem Vorfalle badete sich ein hübscher Knabe im See, da fühlte er sich plötzlich am Fuße gefaßt und in die Tiefe gezogen. Der Schreck hatte ihm die Besinnung geraubt. Als er bald darauf in dem gläsernen Palaste erwachte und erschrocken um sich schaute, wußte er nicht, ob er wache oder träume. Vor seinem weichen Lager saß auf einem prächtigen Polster seine längst todt geglaubte Schwester, wie sie leibte und lebte. Auf ihrem Schooße schlief ein wunderschönes Kind. Die sprach ihm jetzt gar freundlich zu und meinte, er solle sich nur nicht fürchten und ihr verzeihen, daß sie ihn durch ihren Mann, den Nix, habe herunter holen lassen; allein sie habe der Sehnsucht nicht mehr widerstehen können und eins der Ihrigen wieder einmal sprechen müssen. In einer Stunde würde ihr Mann ihn ganz ungefährdet nach Oben bringen. Sie erzählte ihm nun, wie sie hierher gekommen und wie gut sie es habe; daß sie auch fast jeden Sonntag in die Stadt zur Kirche gehe, aber von Niemanden gesehen werde und noch gar Vieles mehr. Als er ihr nun auch Alles, was sie wissen wollte, mitgetheilt und von ihr reich bewirthet und beschenkt worden war, fiel er in einen tiefen Schlaf und erwachte bald darauf frisch und gesund droben am grünen Ufer des Sees. Den Wassermann und seine Frau hat aber Niemand wieder zu sehen bekommen. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra badsalzungen nix wassermann liebe ohnmacht schlaf v2}}