[[sagen:werra215| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra217| weiter >>>]] ====== Woher der Moscheweg seinen Namen hat ====== "Es ist schon sehr lange her, noch vor dem großen Brande," so erzählte ein alter Mann in Salzungen, "da ist es einmal geschehen, daß ein Knecht von dem Sorghof, von dem man schon allerlei munkelte, sich spät Abends auf dem jetzt sogenannten Moscheweg im Felde umhertrieb und plötzlich ein arges Rauschen über sich vernahm. Es war eine dichte schwarze Wolke mit einem langen Schwanze. Als sie in seine Nähe gekommen, blieb der Knecht stehen und rief: "Na, wohin so eilig, Hans?" Da schallte es von oben herab: "Du weißt's ja, daß morgen in Fambach Hochzeit ist und ich vollauf zu thun habe, wenn ich denen dort die Mäuler stopfen soll!" - "Nun, da kannst du mir auch gleich ein Stück Hochzeitskuchen herunterwerfen!" - "Laß mich, ich hab' schwer und Alles gut verpackt!" Der Knecht aber ließ keine Ruhe und plagte den Teufel so lange, bis er seinen Bündel aufriß und ihm ein Stück fetten Rosinenkuchen herunterwarf, dabei verlor er aber auch, ohne daß er's merkte, eine ganze Partie Schweinefleisch auf dem Wege. Diesen Fund machte am andern Tage ein Lengsfelder Jude, der nach Barchfeld wollte. Er zeigte es sofort in der Stadt an und nun lief alles Volk nach dem Wege. Das Fleisch gab aber einen solchen gräßlichen Moschusgestank von sich, daß es Niemand in dessen Nähe aushalten konnte. Und da sich der Teufel jedesmal, wenn er zur Hochzeit zieht, mit dem stinkenden Zeuge einschmiert, so wußte man auch, wer das Fleisch verloren. Es wurde daher an Ort und Stelle tief eingegraben. Der Flurweg stank aber noch lange nachher nach Moschus und bekam daher den Namen "Moscheweg". Die Gelehrten wollen freilich von dieser Erklärung nichts wissen und weisen vielmehr darauf hin, daß der genannte Weg von den "Mausche" (Juden) seinen Namen haben müsse, die von Lengsfeld nach Barchfeld wandern. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}