[[sagen:werra210| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra212| weiter >>>]] ====== Vom Kesselchen ====== Vor Zeiten fuhr Einer aus Weilar mit seinem Geschirr gegen Abend durch den Grafenstein nach Langenfeld und hörte, als er eben die Leiche passirt hatte, einen gar seltsamen hellen Klang, als sei dicht hinter ihm eine Glocke vom Himmel gefallen. So sehr nun auch der Fuhrmann darüber erschrocken war, so faßte er sich doch bald ein Herz und sah nach, was geschehen. Da gewahrte er wenige Schritte vom Wege in dem Gestrüppe einen verschlossenen Kessel in der Erde sitzen. Der Fuhrmann trat näher und versuchte den Deckel zu heben, und da er dazu nicht Kraft genug hatte, so spannté er eins seiner Pferde an den Henkel des Kessels, um diesen selbst aus der Erde herausziehen zu lassen, und da auch dieses troß aller Anstrengung des Pferdes nicht gelang, so suchte er mit der Peitsche und einem herzhaften „Jü!“ nachzuhelfen. Allein in dem Augenblicke, als er das unjelige Wörtchen herausstieß, brach er den Henkel ab und der Kessel versank vor den Augen des erschrockenen Fuhrmanns in die Tiefe; den Henkel aber zeigte er dem Wirthe von Langenfeld und erzählte ihm, was vorgefallen. Beide gingen hierauf mit Hacken und Schaufeln nach der vom Fuhrmann bezeichneten Stelle und gruben dort, ohne jedoch etwas zu finden, bis zum hellen Morgen. So entstand das jezt sogenannte Kesselchen. Manche jedoch behaupten, daß dort das alte Schloß „Grafenstein“ gestanden habe, und daß das Kesselchen der eingestürzte Keller des Schlosses sei. In diesem lägen noch große Schätze, die der Teufel in Gestalt eines großen, schwarzen Hundes mit feurigen Augen bewache. Eben so wollen Viele, die des Nachts dort vorübergingen, einen geisterhaften Leichenzug, Andere wieder ein schwarzes Hündchen gesehen haben, welches bellend vom Kesselchen bis auf den Taubertsberg und von da wieder zurücklaufe. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}