[[sagen:werra204| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra206| weiter >>>]] ====== Vom Arnsberger Schlößchen oberhalb Merkers ====== Auf dem Arnsberge, an dessen Fuß sich die Straße über Merkers nach Dorndorf und Vacha hinzieht, ist noch eine Stelle, die man "am Arnsberger Schlößchen" heißt, weil von dort droben in grauer Vorzeit ein Schloß in den Werragrund herabgeschaut haben soll, dessen letzte Ueberreste zum Bau der erwähnten Straße benußt wurden. Die Sage erzählt Folgendes: Es wohnten einmal zwei Brüder da droben, von denen der Eine zum Christenthum übertrat, der Andere aber durchaus nichts davon wissen wollte und seine Tochter auch wieder an einen Heiden verheirathete. Als der Schwiegersohn nun das Schloß verließ, um mit seiner jungen Frau nach seiner Heimath abzufahren, gingen die Pferde durch und eilten nach der Werra zu, so daß das junge Ehepaar unfehlbar seinen Tod in derselben gefunden haben würde, wäre nicht eins der Wagenräder an einem dicht am Wege stehenden Bildstocke hängen geblieben. Diese wunderbare Rettung aus so augenscheinlicher Gefahr bewirkte endlich, daß sich der Ritter mit seiner Familie gleichfalls dem Christenthum zuwandte und den einzigen Sohn zur Erziehung in ein Kloster nach Fulda schickte. Wie der nun als stattlicher, junger Ritter wieder heimgekehrt war, stieß er eines Abends auf der Jagd auf ein bildschönes, junges Fräulein, das bald sein ganzes Herz erfüllte. Die Liebenden sprachen sich von nun an fast jeden Abend, und der junge Ritter schwur der Geliebten ewige Treue und versprach, sie auch als sein Gemahl in das Arnsberger Schloß heimzuführen. Als er jedoch seinem Vater davon Mittheilung machte, gerieth dieser in heftigen Zorn und verbot ihm, fernerhin das Fräulein aufzusuchen, da er bereits um die Hand eines benachbarten Ritterfräuleins für ihn angehalten. Da sich der Sohn dem strengen Willen des Vaters fügen mußte, so wurde der Hochzeitstag mit der vom Vater Auserwählten festgesetzt und bestimmt, daß die Trauung in der neuen Kapelle, die der Ritter auf dem Bergvorsprung oberhalb Merkers hatte erbauen lassen, stattfinden sollte. Vergebens erinnerte die Verlassene den Geliebten einigemal an den ihr gegebenen Schwur. Die Furcht vor dem strengen Vater aber beseitigte die Stimme des Gewissens und so schritt der Bräutigam am bestimmten Tage an der Seite seiner neuen, gleichfalls bildschönen Verlobten nach der Kapelle. In dem Augenblick jedoch, da der Priester die heilige Handlung begann, ertönte auch ein schauerlicher Klageruf durch das Gewölbe. Die Thüre der Kapelle flog auf und in derselben stand die schöne Nixe der Werra. Die Trauung aber ging vor sich. Und kaum hatte der Ritter die Schwelle der Kapelle wieder hinter sich, als die Nixe auch schon den jungen Ritter mit ihrem Schleier umhüllte und wie der Wirbelwind mit ihm den Berg hinab und in die Fluthen der Werra stürzte. Der Ritter ist nie wieder gesehen worden. Oft aber haben die Landleute von dort auf der Stelle, wo man es "das Schlößchen" heißt, eine bildschöne bleiche Jungfer mit wasserblauem Kleid und eben solchen Schuhen und einem grünen Schleier gesehen. Erst vor nicht langen Jahren kam ein junger Bauer todtenblaß nach Merkers, dem sie dort droben an dem Schlößchen, wo er Streuzeug machte, erschienen war. Auch sagen die Leute, daß schon Mancher dort irre geführt worden sei. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}